Umgebung des Rathauſes.
Mühlendamm nnd Holzmarkt
CyVllIl Stadt und Tom Brandenburg.
den hauptſächlichen Schauplätzen des Handels zuwendete. Damit hängt wohl auch der ehemalige Aufſtellungsdrt des Rolands auf dem Markte zuſammen.
Nordweſtlich vom Rathauſe, im Erdgeſchoß des alten Kämmereigebäudes an der Hauptſtraße waren die Brotſcharren des neuſtädtiſchen Bäckergewerkes. Auf dem Seitenhofe des Rathauſes waren noch bis 1773 elf, bis 1806 ſieben Fleiſchſcharren, zu denen ein Zugang durch den Torweg der Brotſcharren, ein anderer vom Molken— markte durch die Schuhbudengaſſe führte. Unweit des Rathauſes waren auch wohl das „Frauenhaus“(1472) und die„Virbuden“, in denen die ſtädtiſchen Diener wohnten. Eine ſtädtiſche Wagebude wird ſchon 1455 angeführt. Noch bis 1838 gab es ein beſonderes Ratswagegebäude(Dullo, Kommunalgeſchichte, S. 186) beim Rathauſe. Der Beginn des Wochenmarktes wurde durch Aufrichten eines Strohwiſches auf dem Marktplatze angezeigt. Der jetzt an der ſüdöſtlichen Ecke des Rathauſes ſtehende Roland hatte
bis 1716 ſeinen Platz am nordöſtlichen Ende des Marktes bei der„Corps de Garde“
C„Cortigarde“, Wachthaus, Hauptwache), beim jetzigen Offizier⸗Kaſino, Neuſtädter Markt 21—22, und zwar mit dem Geſicht gegen das Rathaus gewendet. In ſeiner Nähe war die„Juſtiz“, eine Art Galgen, um Verurteilte oder betrügeriſche Bankerotteure in effigie daran zu hängen. Er fiel gegen Ende des 18. Jahrhunderts um und wurde wegen Einſpruchs der Anwohner des Mühltors nicht wieder aufgerichtet. In der Nähe ſtand einſt ein Laufbrunnen, der„mit einem wohlausgebauten Schure(Schutzdach) geziert“ war und von den Röhren(Pipen), aus denen das Waſſer lief, den Namen„Pipenbrunnen“ oder„Papenbrunnen“ erhalten hatte. Später trat an ſeine Stelle ein Ziehbrunnen mit Rolle und Kette. Als aber i. J. 1719 die Gaſſen vom Neuen Tor bis zum Corps de Garde gepflaſtert wurden, beſeitigte man ihn und erſetzte ihn durch mehrere Plumpen. Die Hauptwache wurde 1790 ins Rathaus verlegt..
Vom Marktplatze und dem Molkenmarkte führten zwei enge Straßen nordwärts, die öſtlichere zum Waſſertore, die weſtlichere zu dem 1316 zuerſt genannten Mühltor. Hier, in nächſter Nähe des Waſſers, wohnten die zahlreichen Fiſcher, von denen die öſtlichere der beiden Straßen urſprünglich den Namen erhielt. Das Waſſertor verlor ſpäter an Bedeutung und der Name Fiſcherſtraße ging ſpäter auf die Mühltorſtraße über. Vor dem Mühltore muß ſchon in ſehr früher Zeit eine Fähre die Verbindung mit der Dominſel hergeſtellt und die Unterbrechung der alten Heerſtraße geſchloſſen haben. Bald aber nach Entſtehung der Neuſtadt erſetzte fie ein Damm aus mehreren Stücken, zwiſchen denen hölzerne Brücken eingeſchaltet waren. Auf ihnen errichtete der Markgraf zwei Mahlmühlen mit vier Gängen, die im Jahre 1324 in den Beſitz der Neuſtadt übergingen. Der im Laufe der Zeit zunehmende Verkehr nötigte i. J. 1454 zu einer Einſchränkung der Gebäude zugunſten der freieren Durchfahrt mit Pferd und Wagen. Selbſt um 1850 erfuhr die Straße hier noch eine Erweiterung (Dullo, Kommunalgeſchichte, 281). Vor dem Mühltor, wo der Damm begann, herrſchte ſtets reges Leben. Hier lag der Hauptſtapelplatz(die Niederlage, 1455) der Neuſtadt, auch der Holzmarkt, wo alles Holz, das an den Ufern des Beetzſees und havelaufwärts geſchlagen wurde, anlandete und zum Verkauf kam. Auch Korn und