Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
CIX
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Topographie. CIX

mancherlei anderes zollbares Gut kam am Holzmarkte zurLandruringe, Gegenüber

auf der anderen Seite des Dammes, weſtlich vom Mühltor, ſtand in einem Winkel das Schlachthaus. Es war über dem Waſſer erbaut, das hier einenſtarken Aus ſchuß hatte und denUnflat des geſchlachteten Viehs mit hinwegnehmen konnte. Daß in der Gegend zwiſchen dem Schlachthauſe und den Fleiſchſcharren beim Rat­hauſe der bereits 1428 genannte Wurſthof gelegen habe, kann nur als Vermutung ausgeſprochen werden. Vor dem Mühltor wird bereits 1316 eine Badeſtube(stupa) genannt(Sello, Märk. Forſch., 1884)..

Die Deutſchdorfſtraße ſollte nach früherer Annahme in ihrem Namen eine Beſtäti­gung dafür enthalten, daß die Neuſtadt einſt aus einem Dorfe deutſcher Siedler ent­ſtanden ſei, wie die Altſtadt neben einem Wendendorfe. Nachdem jedoch Gebauer in den Brand.⸗Preuß. Forſchungen darauf hingewieſen hat, daß der Name am Ende des 16. Jahrhunderts eine andere, eine ſolche Deutung ausſchließende Form, nämlich

Stutz- oder Steutzdorf gehabt habe, erſcheint jene Annahme zweifelhaft. Innerhalb

dieſes Viertels der mittelalterlichen Stadt war wenig Verkehr und infolgedeſſen auch keine andere Straße als die eben genannte. Sie verlief in ihrem nördlichen Ende an der Innenſeite der Mauer hin und bog kurz vor dem Waſſertore nach dem Markte ein. Die jetzige Waſſertorſtraße blieb daher außerhalb.

Das zweite Viertel der Stadt, in deren Süden zwiſchen Steinſtraße und Annenſtraße belegen, iſt das ausgedehnteſte von allen. Einen bedeutenden Raum und gleichzeitig die geſchichtlich hervorragendſte Stelle nahm darin das Domini­kaner- oder Schwarze Kloſter mit der Paulikirche ein. Es hieß auch kurzweg das Kloſter oder diemonnike, Seine Anlage um die Wende des 13. Jahrhunderts ſtand offenbar mit erheblichen Umwälzungen in dieſer Stadtgegend zuſammen. Sie zeigt noch heute die Unregelmäßigkeit der Bebauung. Die Achſenrichtung der ſehr un­genau, nämlich von Südweſten nach Nordoſten orientierten Kirche folgte wegen des ſüd­lich anſchließenden Kreuzgangvierecks offenbar der Lage des geſamten Kloſters, die ihrerſeits wieder durch den Zug der damals wohl neuangelegten Befeſtigungslinie im Südoſten der Stadt beſtimmt worden zu ſein ſcheint. Wir wiſſen, daß der Grund und Boden dem Kloſter vom Markgrafen geſchenkt worden war, der hier einen Hof beſaß. Es iſt vielleicht nicht allzu gewagt, anzunehmen, daß der markgräfliche Beſitz ſich bis an die Steinſtraße erſtreckt habe und daß der ſpätere kurfürſtliche Hof, von welchem neuer­dings nachgewieſen worden iſt, daß er an der Steinſtraße gelegen hat(Gebauer im Jahresber. d. Hiſt. Ver. 1908, S. 24 ff.), auf dieſem Beſitztum und zwar an Stelle der alten Poſt gelegen habe. Dieſe Annahme würde als Tatſache zu betrachten ſein, ſobald nachzuweiſen wäre, daß der ehemalige v. d. Schulenburgſche Hof hier, d. h. alſo an der Stelle des jetzigen Amtsgerichtes, gelegen habe.

Wo die Buden geſtanden haben, welche der Rat der Neuſtadt den Mönchen im Jahre 1306 zu bauen und zu vermieten geſtattete, iſt noch nicht feſtgeſtellt; ver­mutlich war es am nördlichen Teile der Heideſtraße im Nordweſten der Kirche. Im Süden und Südweſten des Kloſters befanden ſich Baum-, Hopfen⸗ und Wein­gärten; ſpäter(1557) entſtand hier ein für die Pauligemeinde beſtimmter Friedhof.

Das zweite (ſüdliche) Viertel,

Das Paulikloſter.