Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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CXI
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Topographie. CXI

Reihe vonBuden, d. h. kleinen Mietshäuſern entſtanden, die vonBudenmännern

bewohnt wurden und ſich im Laufe der Zeit zu dem gegenwärtig dort vorhandenen ſchmalen Häuſerblock ohne Höfe auswuchſen. An der Weſtſeite des Friedhofes, dem Kirchturm gegenüber, ſtand das Haus der Kalandsbrüder und ſüdweſtlich vom Turme die Schule der Neuſtadt. Hinter dem Chore der Kirche, an der Südſeite der Haupt­ſtraße gegenüber dem Rathauſe, erhebt ſich noch heute eines der geſchichtlich bedeutendſten Wohnhäuſer Brandenburgs, das Patrizierhaus der Familie Storbeck, in deſſen Hofe ziemlich weit zurück von der Hauptſtraße, das älteſte Steinhaus der Neuſtadt ſteht.

Von den Straßen dieſes Viertels hieß die Wollenweberſtraße ohne Zweifel nach den in der Nähe wohnenden Webern und Tuchmachern, die Kurſtraße, urſprünglich Kuhſtraße(vergl. Sello in den Märk. Forſch. 1885, S. 16), nach dem täglichen Wege der auf die Weide gehenden Kühe und die Büttelſtraße nach demAngſtmann, Scharf­richter oder Büttel.

Die dem 2. und 3. Viertel gemeinſame Steinſtraße war, wie ihr Name beſagt, die erſte gepflaſterte uud von jeher die verkehrsreichſte und vornehmſte Straße der Neuſtadt. Sie enthielt das Fürſtenhaus der Markgrafen und die meiſten Patrizier­häuſer, wie das der Bürgermeiſter-Familie Storbeck am Beginn der Straße gegenüber den Brotſcharren, das Karpzowſche an der Ecke der Brüderſtraße und das der Rochs (Gebauer im 38. 40. Jahresber. d. Hiſt. Ver., S. 29). Eins der wichtigeren Grund: ſtücke an der Oſtſeite der Straße iſt ferner das des Amtsgerichts zwiſchen Pauliner­und Brüderſtraße, an deſſen Stelle ſich früher die alte Poſt befand. Die Steinſtraße hatte wahrſcheinlich zur Zeit der Entſtehung der Neuſtadt noch nicht ihre gegen­wärtige Länge.

Das vierte Viertel enthielt und enthält noch heute kein hervorragendes Ge­bäude. Die Straße, welche vom Rathauſe nach der Altſtadt zu führte(jetzt Hauptſtraße), hatte, nach dem an ihrem weſtlichen Ende befindlichenNeuen Tore den Namen Neue Torſtraße erhalten. Gegenüber der Katharinenkirche mündet in ſie die Münz­ſtraße(1305 Munterſtrate, platea monetariorum. Nach der Überlieferung galt das Höhneſche Haus(der Schwan) als die Stelle der alten Münzſtätte, doch fehlt Ge­wiſſes darüber. Die benachbarte Sieberſtraße führt im Regiſter zum Hedemannſchen Plane auch die Bezeichnung Silbergaſſe, was in Anbetracht der ihr benachbarten Münzſtraße vielleicht zur Erklärung ihres Namens dienen kann. In ihr befand ſich dasWehmutterhaus. Beide Querſtraßen führten zur Lindenſtraße, die ihren Namen von den einſt dort ſtehenden Bäumen erhielt. Vielleicht war ſie die 1490 im dritten Stadtbuche genannteJodenſtraße oder Judenſtraße(vergl. Gebauer in Forſch. zur Brand. Preuß. Geſch. XXV, 245). Die weſtlichſte Querſtraße dieſes Viertels iſt die Peterſilienſtraße, die bei ihrer verkehrsloſen Lage grün überwuchs und daher wohl ihren Namen erhielt. 4

An der einſtigenNeuen Torſtraße ſtand derEhebrecherturm beim jetzigen Hammerſchen Hauſe, zwiſchen den Häuſern Nr. 60 und 6. Die ſonſt ziemlich geräumige Hauptſtraße, die im 18. Jahrhundert ſogar den Namen Paradeplatz führte, verengte ſich am Tore auf 20 Fuß Breite.

Die Stein­ſtraße.

Das vierte (nördliche) Viertel.