Topographie. C Xlll
ſo wohl gelitten waren, wie Kupferſchmiede, Kleinſchmiede und Schwertfeger. Die
Häuſer waren hier ohne Zweifel anfänglich nur in dem leichteren Fachwerkbau ausgeführt; maſſive entſtanden erſt ſpäter. Sie hatten daher zu Frommes Zeit die Traufe nach der Straße(ein Querdach), mit Ausnahme des Tuchmacher⸗Gildenhauſes und eines„Giebelhauſes mit einer Haube“.
In dem an der Havel belegenen„Freihaus“ an der Nordoſtſeite der Venedigſtraße ſtieg einſt König Friedrich Wilhelm J. ab, wenn er um 1720 zuweilen nach Brandenburg kam. In den gleichzeitigen Domrechnungen findet ſich dafür geradezu der Name„königl. Reſidenz“(Gebauer im 38.= 40. Jahresber. d. Hiſt. Ver., S. 27 Anmerk.). Noch bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts befand ſich daſelbſt eine Gartenlaube von Brettern, die der König mit eigner Hand ausgemalt haben ſoll (Brandenburger Anzeiger 1812, S. 40, dieſe Gartenlaube iſt wohl das im Hedemannſchen Plane dicht an der Havel verzeichnete„Königliche Luſthaus“.
Die flache Bodenerhebung, welche für den Bau der Neuſtadt den ſicheren Grund bot, hatte ſchon in Urzeiten genügt, die obere Havel in der Gegend des Waſſertores und Mühltores zu einer Gabelung zu zwingen. In faſt rechtwinkliger Abbiegung
wendete ſich der nördliche Arm der Altſtadt zu, die Waſſertore der beiden Schweſter
ſtädte miteinander verbindend. Sollte er für den Verkehr zwiſchen dieſen im 13. Jahrhundert auch etwa noch eine gewiſſe Bedeutung gehabt haben, ſo verlor er ſie doch bald, indem verſchiedene Umſtände ſich vereinigten, ihn auszuſchalten, brachzulegen und ſelbſt den allmählich überwiegenden Durchgangsverkehr Brandenburgs in andere Wege zu leiten. Zu dieſem Wandel trugen zunächſt die Mühlen bei, welche der Markgraf als ein für ihn einträgliches wirtſchaftliches Unternehmen an dem Damme zwiſchen Dominſel und Neuſtadt angelegt hatte, denn ſie ſchloſſen die wenigen Lücken, die der Damm noch für die Durchfahrt freigelaſſen hatte und bildeten ſo geradezu ein Hindernis für den Verkehr nach der Altſtadt und havelabwärts. Als Erſatz dafür bot ſich nun zunächſt der andere mit ſcharfer Ausbiegung nach Südoſten in weitem Bogen die Neuſtadt umziehende Arm, der den Namen Flutrinne 1315(vlotrenne, 1454 Ronnynge) oder kurzweg Flut(in neuerer Zeit Ja kobsgraben) erhielt. Wie der nördliche führte auch dieſer ſüdliche Arm durch unbebaubares Bruchland, welches hier im beſonderen das„Breite Bruch“ genannt wurde(Riedel X, S. 120). Nach der Sperrung der Havel am Mühlendamm blieb dieſer Flutgraben der einzige Waſſerweg von der Neuſtadt ſtromabwärts. So wichtig er als ſolcher war, lag doch die Unbequemlichkeit des weiten Umwegs zu läſtig auf dem Schiffsverkehr, als daß man nicht hätte darauf bedacht ſein ſollen, den Weg zu kürzen und gleichzeitig mit ſeinem Laufe alle daraus erwachſenden Vorteile näher an die Neuſtadt heranzuziehen. Dies geſchah i. J. 1455, nachdem vier Jahre vorher Berlin-Köln eine Schiffsſchleuſe gebaut hatte. Im Einverſtändnis mit dem Kurfürſten baute der Rat den z. T. dicht an der Stadtmauer hinlaufenden Wehrgraben zu einer Schiffahrtsſtraße aus, die damals nach ihrem Zwecke die Bezeichnung die„Schiffart“ erhielt, in neuerer Zeit aber nach der darin angebrachten Schleuſe (Arche) Schleuſenkanal genannt wird. Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. Il, 3. Stadt und Dom Brandenburg. VIII.
Umgebung.
Gabelung der Havel.
Die Flutr inne