Die Schiffart.
C XIV. Stadt und Dom Brandenburg.
Beide Waſſerſtraßen hatten, wie noch heute, ein gemeinſames Anfangsſtück. Bei ſeiner Abzweigung von der Havel beim Waſſertore befand ſich das von der Neuſtadt angelegte Karpwehr, das nach der Klage der Altſtädter i. J. 1420 die Fahrt durch die Flutrinne ſtörte. Vom Waſſertore ſüdwärts blieb ein Vorland zwiſchen dem Flutgraben und der Stadtmauer, die auf dieſer Strecke allem Anſchein nach nie von
einem Stadtgraben begleitet war. Bei der noch gegenwärtig als Privatbeſitz auf
Gegend vor dem Steintore.
dieſem Vorlande beſtehenden ehemaligen Neuſtädtiſchen Ratsziegelei war noch vor wenigen Jahrzehnten das kleine gotiſche Wohnhaus erhalten, das Wernicke im Bergau (S. 280) erwähnt. Es ſtand am Ende der außerhalb der Mauer dorthin führenden Waſſerſtraße rechts am Eingange zum Ziegelhofe. Auf dieſem befand ſich im Mittel alter außer der langgeſtreckten Ziegelſcheune ein fornax laterum GZiegelofen) und eine fovea(Grube), in welcher der aus Trebow und Kreutz herbeigeſchaffte Lehm geſchlemmt wurde. Außer den Gruben für die Ziegelerde beſtand das Vorland damals aus Weideland, in neuerer Zeit die ganze ſüdliche Hälfte noch aus Gärten. Der Neu— ſtadt kam das Recht zu, den Graben zu befeſtigen, wiewohl er auf des Kapitels „Eigen“ lag. Zu dieſem gehörte auch der große„Heuen“(Graswieſe) gerade gegenüber auf der linken Grabenſeite. Noch oberhalb des Annentores zweigte ſich dann die„Schiffart“ von dem Flutgraben ab. Sie floß zunächſt an den hier befindlichen Waſchbänken vorüber. Die Straße überbrückte ſie vor dem Tore und gabelte ſich dann in drei Wege, von denen der nach der Zauche führende der„Schmeerdamm“ hieß. Die oſtwärts führende Potsdamer Straße kreuzte den Flutgraben mittelſt der „Brauſebrücke“.
Am Südrande der Stadt floß der Schiffahrtsgraben beim Kloſter der Dominikanermönche vorüber und erhielt davon hier den Namen„monekelank“. Der Spazierweg am ſüdlichen Ufer heißt noch heute der Jungfernſteig. Er führte an zahlreichen Gärten mit Gartenhäuschen vorüber, nach denen die große und kleine Gartenſtraße ihre Namen erhielten. Einen„wüſten“ Fleck hinter und zwiſchen ihnen richtete man ſeit 1745 zum neuſtädtiſchen und jüdiſchen Friedhofe ein. Auf einer leiſen Bodenerhebung weiterhin im Südoſten der Stadt Getzt Steinles Berg), welche die Flutrinne noch umſchließt, lag einſt die Vogelwieſe, wo ſeit 1560 die jährlichen Vogelſchießen der neuſtädtiſchen Schützengilde abgehalten wurden. Das hier am Ende des 17. Jahrhunderts errichtete Schützenhaus hatte bis 1851 Beſtand.
Vor dem Steintor führte die alte Heerſtraße durch Gärten geradeaus zum Jakobshoſpital(Siechenhaus, Peſthaus) mit der Jakobskapelle. Dieſe beſteht heute noch, iſt aber i. J. 1892 um etwa 11 m weſtwärts verſchoben worden, um für die Straße freie Bahn zu ſchaffen. Oſtwärts davon war neben dem Siechenhauſe die Scharfrichterei und dicht an der Brücke die den Namen„Kläterpott“ führende Holzvoigtswohnung(ſiehe Abb. auf Seite 33). Nördlich von der Kapelle lag der Bauhof, nach welchem der in der Nähe vorüberführende Wieſenweg der Metzenthinſchen Worth die Bezeichnung Bauhofſtraße erhielt. In der Gegend des Hoſpitals lag ohne Zweifel auch der Jakobswerder oder Gänſewerder, vermutlich die Inſel, welche die Mönchenlanke beim Steintore in zwei Arme teilt. Der ſüdliche war ein Mühlgraben,