Überdies entſprach der anſpruchsloſen Kapelle nach der Bauweiſe jener Zeit(um 1300), in der es entſtanden, und nach der Analogie verwandter kleiner Bauten ein Tonnengewölbe aus Holz beſſer als Kreuzgewölbe, für welche die Querſchnittverhãltniſſe der Kapelle geradezu ungeeignet ſind. Kurz: das Kirchlein war nicht gewölbt, ſondern die jetzige Holztonne oder eine ihr ähnliche iſt ſchon urſprünglich vorhanden geweſen(Abb. 22, Schnitt). Die Strebepfeiler widerſprechen dem nicht; ſie ſollten hier nicht dem Schub der Gewölbe, ſondern dem des Dachſtuhls entgegenwirken, der erſt über der Mitte der Sparren durch Kehlbalken mit Zangenwirkung abgefangen werden konnte.— Der Oſtgiebel iſt durch fünf ſchlichte Blenden belebt, unter deren mittlerer ein kleines Spitzbogenfenſter angeordnet iſt(Abb. 22). Die ſpitzbogige Eingangstür befindet ſich an der Nordſeite. Der Weſtgiebel war vermutlich einſt dem öſtlichen ähnlich ausgebildet, hatte aber anſcheinend eine kleine Spitzbogentür in der Mitte.
Zweite Bauzeit. Der Wunſch, eine größere Glocke läuten zu können, drängte notwendig zum Bau eines Turmes. Der ihn ausführende Meiſter fand dafür eine muſtergültige Löſung. Um ſeine Maſſe dem kleinen Schiff entſprechend tunlichſt knapp zu halten, legte er ihn achteckig an. Die für die Glockenſchwingung nötige Breite erhielt er nur in der Nord⸗Süd⸗Richtung; die andere konnte eingeſchränkt werden, ſo daß der Turm, deſſen Körper mit der Kapelle verwachſen mußte, den ſo ſchon knappen Innenraum nicht zu beengen brauchte, vielmehr auf zwei einfachen Auskragungen genügendes Auflager fand. Da der Raum nach ſeiner ganzen Anlage nur von den Stirnſeiten Licht erhalten konnte, durfte das Fenſter am Weſtgiebel nicht verbaut werden. Der Meiſter legte es daher durch eine hohe Niſche frei, die er im Turm ausſparte. Er brachte auf dieſe Weiſe zugleich die kräftigen Pfeilermaſſen dahin, wo die Turmbewegung beim Läuten ſie forderte und ſchuf zum dritten dadurch ein reizvolles maleriſches Motiv, das der Kapelle zur höchſten Zierde gereicht. Die ſchlichte, aber im Innerſten natürliche und geſunde Anlage des anſpruchsloſen Baues, ſeine ſolide ſaubere Ausführung in reinem Backſteinwerk, jenes praktiſche und zugleich maleriſche Motiv ſeines Turmes, ſowie deſſen anziehender Oberteil mit ſeinen ſchlanken gekuppelten Schallöffnungen und den zierlichen krabbenbeſetzten Giebelchen am Fuße des maſſiven achteckigen Helmes verleihen dem Kirchlein einen Reiz, der ſelbſt der rückſichtsloſen modernen Zeit Achtung abnötigte und dazu führte, daß das kleine Bauwerk, das etwas im Wege ſtand, doch geſchont und in ſeinem unberührten Beſtande i. J. 1892 um etwa 11 m weſtwärts auf den Platz, den es heute inne hat, verſchoben wurde. Die der alten Erdbodenhöhe entſprechende tiefe Lage tut ſeiner beſcheidenen Schönheit längſt nicht den Abbruch, wie die neueren Nachbargebäude, welche ſeine ſo erfreuliche Wirkung im Bilde des Stadtteiles zu vernichten geeignet ſind.— Aus der ſpäteren Geſchichte des Bauwerks iſt zu erwähnen, daß i. J. 1833 das ſchadhafte Glockengerüͤſt inſtandgeſetzt und die verwitterte Turmſpitze erneuert worden iſt. 1858 wurde die Kapelle wieder für gottesdienſtliche Zwecke eingerichtet und der Friedhof, der ſeit 1815 nicht mehr benutzt wurde, 1877 freigelegt.