Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Katharinenkirche. 69

Waſſerablauf. Der ehemals freiſchwebende Deckel iſt unten mit dem Zackenbande um­geben, mit dem er wenn herabgelaſſen über den Keſſel faßte und das dann dem am unteren Keſſelrande entſprach. Es iſt wie jenes mit einem leider ſtellenweiſe zerſtörten Schriftſtreifen geziert, der die damaligenGotteshausleute angibt. Der mit ſehr zier­lichem Fiſchblaſenmaßwerk durchbrochene, ſich ſchräg verjüngende flache Unterteil des Deckels trägt nun ein achteckiges Gehäuſe aus magerem Stab⸗ und Maßwerk, an deſſen vorderer Seite die Himmelskönigin in der Strahlenglorie erſcheint. Der über dem Gehãuſe hoch aufſteigende, mit Kantenblumen beſetzte achteckige Helm iſt über einem kreuzblumen­artigen Knaufe von dem die Jungen mit ſeinem Blute nährenden Pelikan bekrönt. Die Taufe, welche im Mittelalter am Weſtende der Kirche ſtand, wurde durch den Ein­ſturz des Turmes i. J. 1582 ſchwer betroffen und ihre zarten Formen argzerknirſchet. Dadurch ſowie durch ſpätere mehrfacheRenovierungen, deren Zeiten durch die Jahres­zahlen 1777 und 1842 auf Meſſingſchildern an der Hinterſeite des Deckels angegeben ſind, hat die urſprüngliche Erſcheinung gelitten; unter anderem durch die zwei 1842 hinzugefügten gotiſierenden Stützen, die Keſſel und Deckel miteinander verbinden, leider ſo, daß nun die Darſtellung der Taufe Chriſti nicht mehr an der Vorderſeite unter der Himmelskönigin am Deckel erſcheint, wie es urſprünglich der Fall war.

Kelche und Gefäße. Der Schatz der Kirche an Edelmetallwerken war einſt erheblich größer als gegenwärtig. Beiſpielsweiſe zählte man i. J. 1541 dreißig Kelche. Auch eine Anzahl ſilberner Bildwerke von Heiligen beſaß die Kirche, die indeſſen als Gegenleiſtung für die Einwilligung des Kurfuͤrſten zu kirchlichen Reformen an die Silberkammer nach Berlin abgeliefert wurden Gahresber. d. hiſt. Ver. 1899, S. 116). Zur Zeit ſind noch folgende Stücke vorhanden:

Ein ſehr großer einfacher Kelch von 28,5 em Höhe und 15,5 em Durchm. aus vergoldetem Silber hat nur am glatt⸗kugelförmigen Knaufe ſtark erhabenes Blatt­werk im Renaiſſancecharakter. Eine Inſchrift aus römiſchen Majuskeln an der Unterſeite des Fußes gibt das Jahr[45]58 und die Namen der damaligen Bürger­meiſter, derverordneten Kirchenväter und des Paſtors ſowie das Gewicht an.

Ein ſilberner vergoldeter Kelch von 23,6 em Höhe und 15 em Durchm. hat am Fuß und Knauf(Taf. 20) reich getriebenen Renaiſſanceſchmuck; dieſer iſt mit ſechs vierkantigen Zapfen beſetzt, jener mit Engelsköpfen, Fruchtſtücken und einem Wappen mit einem Blattzweige verziert. Ein zweiter von einem Engel gehaltener Wappenſchild mit Hausmarke iſt von den römiſchen Majuskeln V und M begleitet. Der Fuß enthält eine Inſchrift mit den Namen der Stifterinnen, zweier Witwen, und die Jahreszahl 1599.

Ein ähnlicher Kelch von gleichen Abmeſſungen iſt am Fuße(Taf. 20) mit großen Engelsköpfen von ſtarkem Relief, am Knaufe mit kleinen figürlichen Medaillon: darſtellungen zwiſchen den runden Zapfen geſchmückt. Innerhalb des Fußes iſt er mit 1579 datiert. Die unvergoldete Kuppa ſcheint neu zu ſein.

Ein kleiner gotiſcher Kelch von 21 cm Höhe und 12,5 em Durchm. aus ver­goldetem Silber hat eine beſonders niedrige Kuppa mit einer eingravierten Strahlen­ſonne an der unteren Rundung, die durch einen ſtark erhabenen Blattwerkfries abgeſchloſſen wird. Der Knauf iſt mit Edelſteinen(bzw. Imitationen) in blumen­