St. Baulikirche. 101
Vorlage wenigſtens oberhalb der gleichzeitigen Kreuzganggewölbe angebracht (Taf. 25, Grundriß und Tafel 26, Anſicht).
Vermutlich gleichzeitig mit dem erſten Langhausjoch, jedenfalls erſt nach der Fertigſtellung des Chores und nachdem inzwiſchen die Oſtteile der Kloſtergebäude errichtet worden waren, kam es zur Ausführung des an der Südſeite des Chores geplanten Glockenturmes. Oſtwärts vom ſüdlichen Seitenſchiff war durch den Rückſprung des eingezogenen Chors zwiſchen jenem und dem öſtlichen Kloſterflügel eine Erweiterung des Kreuzganges entſtanden(Taf. 25, Grundriß). In das nördliche Viertel dieſes Raumes trat nun der Glockenturm. Er lehnte ſich an die bereits vorhandene Wendeltreppe, die bisher zum Chorboden geführt hatte, damit man von dort aus die Glocke im Dachreiter läuten konnte. Der neue Glockenturm ſetzte ſich mit ſeiner Nordſeite auf die Chormauer und die Wendeltreppe, ſo daß er etwas längliche Grundform erhielt. Scharfkantig und ſchlicht ſteigt fein ſchlanker Körper zwiſchen Kirche und Kloſterbauten auf, und erſt wo er ſich über den Oſtflügel erhebt, belebte man feine Flächen mit ſchmalen Blenden und führte ihn etwa in Firſthöhe des Chores ins Achteck über (Taf. 26 und Abb. 58). Neben dem Turm durchbrach man die Chorwand und legte zwiſchen ihm und dem ſüdlichen Seitenſchiff ein Portal an, das für den Eintritt vom Weſtflügel der Kloſterbauten her beſtimmt war. Seine Gewändeprofile zeigen noch den Gratſtab und deuten dadurch auf eine Entſtehung vor den weſtlichen Langhausteilen.
Von den Baulichkeiten, die wohl damals den Weiterbau der Kirche gegen Weſten behinderten, ſcheinen ſich an deren Südweſtecke noch einige Reſte erhalten zu haben, deren urſprüngliche Beſtimmung leider nicht mehr feſtzuſtellen iſt. Es gehört dazu zunächſt ein Stück der Weſtmauer an ihrem ſüdlichen Ende. Dieſes greift jetzt etwa in 2 m Höhe bis zur Mitte des ſüdlichen Fenſters in jene ein, ohne ſich mit ihr ordnungsmäßig zu verbinden, ja ſelbſt mit ganz abweichenden Lagerfugen. Ferner iſt dazu die Süd⸗ und Weſtmauer des kleinen Raumes zu rechnen, der in der weſtlichen Verlängerung des nördlichen Kreuzganges neben dem Kloſtertor liegt und wohl als Pförtnerſtube diente, doch nur etwa in Höhe von 1 m; die große Spitz bogenniſche an feiner Südmauer zeigt hingegen ein Kantenprofil aus zwei Viertelſtäben, das ſonſt an der ganzen Kirche nicht wieder vorkommt, ſondern nur an der„Liberey“, ſie iſt daher wohl erſt mit dieſer gleichzeitig. Die hier an der Südweſtecke bereits vorhandenen Baulichkeiten gaben wohl auch Anlaß, daß die regelmäßige Ausbildung des weſtlichen Eckſtrebepfeilers unterblieb.
Dritte Bauzeit(gegen Mitte des 14. Jahrhunderts). Die Dauer der Bauunterbrechung im zweiten Joch des Langhauſes iſt nicht genau anzugeben; immerhin war ſie anhaltend genug, um einigen Wandel in der Auffaſſung von Einzelformen zu verurſachen. So zunächſt eine wenn auch geringe Abweichung in den Profilen, wenigſtens inſofern, als der Gratſtab daran verſchwindet. Vor allem aber änderte ſich die Ausbildung der Fenſter. Sie erhielten fortan ſchlichte ſchräge Gewände, wodurch für den Chor nachträglich eine gewiſſe Bevorzugung geſchaffen wurde. Doch auch der Charakter des Maßwerks folgte der herrſchenden Entwicklung des Stils. Die ſchwellenden