unterrichtet ein Brief des Leſemeiſters und Priors des Kloſters von 1497 an den Rat zu Zerbſt , aus dem erſichtlich, daß die Brüder in dieſem Jahre den Bau einer„liberie“ und einer darunter befindlichen Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes„mit Namen des Roſenkranzes“ von Grund auf zu bauen begonnen hatten (Ernſt Riedel in Jahresber. d. Hiſt. Ver. zu B. 1901, S. 93). Der vorhandene Bau iſt tatſächlich zweigeſchoſſig(Abb. 72 und 74) und ſeine ſpäten Formen entſprechen jener Entſtehungszeit. Ein tonnengewölbter Gang, der mit ſeinem Südende organiſch verwachſen und mit ihm fast gleichzeitig entſtanden iſt, verband ſein Obergeſchoß, alſo die Bücherei über das hier befindliche Kloſtertor(Taf. 25 u. 26 ſowie Abb. 74) hinweg mit dem des Kreuzganges. Beide Geſchoſſe waren mit je drei Kreuzgewölben überdeckt, von denen jedoch nur die oberen noch erhalten ſind. Die ſchönen Konſolen
für die Birnſtabrippen ſind mit mannigfaltigem, kräftig modelliertem Blattwerk ge
ſchmückt(Abb. 73). Die Schlußſteine zeigen einen heraldiſchen Adler, das Bruſtbild Pauli und ein Wappen mit drei Palmbäumen, vielleicht das Wappen des 1494 (Riedel 1x, 246) angeführten Priors Palmedach von St. Pauli. Die hochbuſigen Gewölbe ſtützen ſich auf die zum großen Teile nach innen gezogenen Strebepfeiler. Die dreiteiligen Fenſter ſind im Spitzbogen geſchloſſen und zierlich profiliert. Die weſtlichen Kapellenfenſter, falls ſolche überhaupt vorhanden waren, ſind, da das Ge— bäude jetzt als Spritzenhaus dient, durch die dafür nötigen großen Sffnungen verdrängt. Die Fenſter ſind überhaupt größtenteils entſtellt, der Dachſtuhl iſt aber wohl erhalten.
Die übrigen Kloſtergebäude dienen ſeit 1565 als Pfründenhaus. Im Oſtflügel wurde i. J. 1575 das St. Spiritushoſpital untergebracht, jetzt dient er als Armenhaus.
Abb. 70. Paulikloſter. Weſtgiebel und Teilanſicht der Kloſterbrauerei.
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