Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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Rathaus der Neuſtadt.

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Abb. 93. Erdgeſchoßgrundriß des Neuſtädter Rathauſes(vor dem Umbau).

Die innere Einrichtung des Hauptgebäudes hat ſo viele Umgeſtaltungen er­fahren, daß die urſprünglichen Anordnungen kaum noch in Spuren durchſcheinen. Dennoch genügen dieſe, um unter Zuhilfenahme der überlieferten Nachrichten und Ver­gleichung mit anderen verwandten Rathausanlagen ausſprechen zu können, daß ſich ur ſprünglich im Erdgeſchoß(Abb. 93) eine geräumige Halle von großer Tiefe, bei Fromme der große Saal genannt, die Rats⸗ und Schreibſtuben aber im Obergeſchoß befunden haben. In jene trat man unmittelbar von der Hauptſtraße durch das hier in der Mitte der Giebelfront belegene Portal. Die Halle erhielt ihr Licht anfänglich durch je zwei größere Fenſter neben den Portalen an den Giebelſeiten und eine Anzahl ſchmaler ſchlitzartiger Fenſter an den beiden Langſeiten. Die Balkendecke der Halle wurde von einer mittleren Stützenreihe getragen, die ſich auch in der Diele des Oberge­ſchoſſes in Form von(teilweiſe in ſpäterer Faſſung noch erhaltenen) Holzſäulen wiederholte. Gewölbt war nur das Erdgeſchoß des nördlichen Teiles des ſüdöſtlichen Anbaus, das bis 1789 als Ratskeller diente(ſiehe den Grundriß).

Die Treppe führte ſchon damals dicht beim Haupteingange zum Obergeſchoß, in dem ohne Zweifel an der Hauptfront über dem Portal die alte Ratsſtube lag. Sie führt in Frommes Nomenclatura die BezeichnungAudienzſtube, 1778 heißt ſie Dullo a. a. D. S. 112)Hauptſeſſionszimmer. Es war derſelbe Raum, der ſpäter alsSolennitätenſaal, Magiſtratszimmer und Sitzungsſaal diente. Von dieſem Hauptraume erſtreckte ſich eine weite Diele nach der Tiefe. Fromme führt in ſeiner Nomenclatura eine im Obergeſchoß nächſt der Audienzſtube belegenewüſte Stube an, die danach nur in der Gegend des jetzigen Botenzimmers geſucht werden kann. Dieſes wurde erſt 1882 infolge Beſeitigung eines alten Schornſteinsum das Doppelte vergrößert, wie Dullo in ſeiner Kummunalgeſchichte berichtet und wie die Pläne aus der Zeit vor dem Umbau erläutern, indem die an dieſer Stelle verzeichneten kleinen Räume an einen großen Rauchfang erinnern. Vielleicht iſt auf Grund dieſer Andeutungen hier an eine Küchenanlage zu denken, wie ſie in älteren Rathäuſern