Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
175
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Rathaus der Altſtadt.

Die Gebäudeecken ſind durch flache Strebe­pfeiler von ungleichen Höhen verſtärkt. An den Längsſeiten beſteht der Untergaden aus ſchlichten Stichbogenfenſtern von gleicher Form wie die der Kellerfenſter. Ein⸗. fache geputzte Frieſe, von denen der an der nord­weſtlichen Schauſeite noch ein eingeritztes]

Bandmotiv erkennen m n..

läßt(Abb. 104), ſchließen*

den Obergaden ein. Dieſe.

Schauſeite hat, wie ſchon

hervorgehoben worden,

auch inſofern eine reichere

Ausbildung erhalten,

als man die Spitzbogen⸗ Abb. 102. Altſtädter Rathaus, Herſtellungsverſuch.

fenſter des Obergadens

in ein Rahmenwerk aus zierlich gegliederten aufſteigenden Maßwerkfrieſen ein­ſchloß, bei denen mächtige Zickzacklinien das Grundmotiv bilden. Wie dieſe Fenſter in Gruppen von je dreien angeordnet ſind, ſo auch die gegenüberliegenden der Süd­oſtſeite, bei denen ein einzelnes die Scheidung zwiſchen den beiden Gruppen bildet.

Dieſe auf beiden Längsſeiten gleiche Gruppierung iſt ſo auffallend und an ſich ſo unbegründet, daß ſie nur durch eine edle rhytmiſche Anordnung von wichtigen Baugliedern des Innern erklärt werden kann. Selbſt wenn ſich die Meinung Kolbs (a. a. O. S. 44), daß die Decke an den Mittelſäulen des Dachſtuhls aufgehängt ſei, beſtätigen ſollte, fo iſt dies doch nur mittels Zapfen und je eines Holznagels an den einzelnen Balken geſchehen nnd dieſe bedurften, falls fie je einmal ſchwerer belaſtet werden ſollten, noch weiterer Unterſtützung von unten her. Eine ſolche ergab ſich am natürlichſten und glücklichſten an den Vorderkanten der Galerien, die ohnehin hier der Stützen nicht entbehren konnten. Mochte man nun die dafür gebräuchlichen Holzſäulen vom Erdgeſchoßfußboden an durchgehen oder erſt von der etwa auf Stein­pfeilern ruhenden Galerie an beginnen laſſen: in jedem Falle trugen ſie die Decke mittels zweier Längsunterzüge und ſtanden daher ſehr weitläufig. Die Gruppierung der Fenſter legt nun die Annahme nahe, daß die Aufſtellung der Stützen paarig er­folgte und zwar in der rhytmiſchen Anordnung, wie ſie in dem Herſtellungsvverſuch(Abb. 102) angedeutet iſt. So entſprach dem einzelnen mittleren Fenſter auf der Südoſtſeite und dem trennenden Pfeiler auf der Nordweſtſeite im Innern je ein hochragendes