Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Domkirche(Anordnung und Einrichtung). 229

theatraliſchen Abſtufungen mit ſchweren barocken Baluſtraden angebracht war(ſiehe Skizze im von Quaſtſchen Nachlaß und den Grundriß Abb. 183).;

Die unter dem Hochchore gelegene Krypta war wohl anfänglich vor allem zur Gruftkirche beſtimmt geweſen. Doch wurde an ihrem, dem hl. Auguſtinus geweihten Altar auch aus beſtimmten Anläſſen Gottesdienſt gehalten, ſo z. B. an dem dieſem Kirchenvater gewidmeten Tage des Jahres und zeitweilig während des Interdiktes im Jahre 1327. Im Gegenſatze zu anderen im Mittelalter noch mitKrypta bezeichneten Räumen beim Dome(ſiehe unterBunte Kapelle S. 249) wurde dieſe Hauptkrypta unter dem Chore nach ihrem Altarheiligencrypta St. Augustini genannt.

Daß die beiden weſtlichen Bogenöffnungen der Krypta Zugänge enthielten, iſt unwahrſcheinlich. Für die früheſte Zeit iſt vielmehr nur. die Treppe an der Nordſeite nachweisbar, die noch bis ins 19. Jahrh. beſtand und vom nördlichen Kreuzarme herabführte(ſiehe S. 241 Anmerk). Dieſer wurde dadurch zum Vorraum der Krypta, und die in ihm liegende große Treppe, unter welcher der Eingang lag, erhielt vermutlich daher die Bezeichnungmagnus gradus in erypta St. Augustini,

Ob der im Breviar von 1488 mehrfach genanntelocus nocturnus in der Krypta des hl. Auguſtinus zu ſuchen iſt, kann nicht mit Beſtimmtheit ausgeſprochen werden.

Die Kreuzarme ſind, obwohl in Höhe der Seitenſchiffe belegen, von dieſen doch durch Abſchlußwände getrennt, die nur von Türöffnungen durchbrochen ſind. Es bleibt indeſſen zweifelhaft, ob dieſe Einrichtung eine Trennung beabſichtigte. Sie bildete zunächſt nur ein Überbleibſel von der ſtückweiſen Erbauung des Doms, wurde in der Folgezeit aber wohl als nützlich belaſſen.

Von den Kreuzarmen wurde der ſüdliche im Jahre 1836 durch eine Balken­decke in zwei Geſchoſſe geteilt. Der obere Raum dient gegenwärtig unter dem Namen Antiquarium als eine Art Altertumsmuſeum des Domes, der untere als Vor­raum zur Krypta. An ſeine Oſtſeite lehnt ſich ein Treppenturm, der nur einen unmittelbaren Aufſtieg zum Dachboden ermöglicht.

Wegen ſeiner mittleren Lage zwiſchen Kreuzgang, Friedhof, Kapitel und Kirche war der nördliche Kreuzarm von Anfang an vorzüglich zum gemeinſamen Vorraum geeignet. Er enthielt zunächſt in der Nordwand ein Portal vom Kreuzgange her (jetzt im Schlaberndorffſchen Erbbegräbnis). In romaniſcher Zeit lag es wohl im Zuge des öſtlichen Kreuzganges, wurde aber durch die Anlage der Galerie zur Sakriſtei verdrängt bezw. weſtwärts verſchoben. Dieſes Portal benutzten vor allem die häufigen vom Hochchor aus durch den Kreuzgang unternommenen Prozeſſionen. Ferner befanden ſich hier noch Verbindungen mit der Hauptkrypta, mit dem Hochchor und der Sakriſtei durch jene große, zunächſt auf den Verbindungsgang (linea) führende Treppe(magnus gradus in crypta St. Augustini), und endlich mit der ſog. Bunten Kapelle durch zwei Türen, von denen die nördliche jetzt vermauert iſt.

Dieſer unter der Sakriſtei belegene Raum iſt unzweifelhaft als die Krypta Mariä und Johannis des Evangeliſten zu erkennen, die beide in dem mehrfach genannten Breviar angeführt werden(erypta beate virginis, erypta sancti Johannis). Die

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