Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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Domkirche(Baugeſchichte). 265

auch vielleicht für die Einzelheiten nicht ganz zuverläſſiges Bild. Im Anſchluß an die damalige Giebelherſtellung ſcheint i. J. 15656, nach einer Angabe in den Dom­akten, derGlockenturm gebaut worden zu ſein. Ob er damals ſeine Vollen dung erreichte, iſt zweifelhaft, da auch aus dem Jahre 1578 Rechnungen über den Turmbau vorliegen. 1582 freilich hören wir bereits von einer Reparatur der Turmſpitze, die demnach in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. ausgeführt wurde, wiewohl nur als hölzerner Notbau..

Unter dem Schildbogen am öſtlichen Ende des ſüdlichen Seitenſchiffs befindet ſich die in Relief angetragene Jahreszahl 1588, deren Bedeutung für die Geſchichte des Baues indeſſen fraglich iſt. Ein Anſtrich des Kircheninnern, weiß für die Wände und rot für die Pfeiler, ſowie eine Erhöhung des Fußbodens erfolgte i. J. 1615, eine Turmreparatur i. J. 1632.

Eine auf die Orgelempore bezügliche Inſchrift beſagt:Dieſes Chor iſt von neuem erbaut, auch die Orgel ratificiret bei Lebzeiten dieſer Herren Reſidenten der biſchöflichen Stiftskirchen allhier 1646,

Im Jahre des Weſtphäliſchen Friedens wurde die Domkirche auf Veranlaſſung des damaligen Dompropſtes v. Burgsdorf ſowohl außen wie innen an Fenſtern, Stühlen und anderem erneuert. Damals wurde auch zum erſten Male eine große Steintreppe zum hohen Chor ausgeführt, der Altar aber, welcher bis dahin an ihrer Stelle geſtanden hatte, der Petrikirche verehrt. Auch das Kruzifix hinter dem Altare wurde ausgebeſſert und höher aufgeſtellt.

Im Jahre 1660 mußten mehrere eingeſtürzte Gewölbe erneuert werden.

Im Jahre 1665 drohte dem im oberen Teile noch immer nur aus Holz beſtehenden Turme der Einſturz; er mußte abgebrochen werden. Trotz der ungünſtigen Zeitverhältniſſe plante man nunmehr eine Ausführung in Stein. Der im Domarchiv aufbewahrte Vertrag, der 1669 mit Meiſter Chriſtoph Pauſchen abgeſchloſſen wurde, trug dieſem auf, den Turm15 Mann hoch höher zu mauern als er war, unten viereckig, oben achteckig, wie der Neuſtädter Turm gemacht iſt. Nach Beckmanns Nachlaß war der Turm zu Pfingſten 1672 vollendet. Den Beginn des neuen Mauerwerks bezeichnen noch heute ſieben in Sandſtein gearbeitete Wappen von Domherren mit dem des Großen Kurfürſten an der Spitze. Der darüber aufſteigende viereckige Turmkörper iſt von ganz ſchlichten, paarig gruppierten Spitzbogenfenſtern mit abgerundeten Kanten durch­brochen und geht in Höhe von zwei Stockwerken über den Wappen in nüchterner Weiſe ins Achteck über. Das niedrige Achteckgeſchoß enthielt auch damals ſchon die Uhr. Darüber erhob ſich die hölzerne Spitze mit zwei offenen Laternen zwiſchen geſchweiften Hauben zu einem zierlich fein umriſſenen Aufbau: ſo zeigt ihn in geometriſcher Anſicht der Heinßſche Aufriß(Abb. 183) von 1705 in einem Sammel­

bande von Wappen in der Bibliothek des ſtädtiſchen Gymnaſiums.

Im Jahre 1691 wurde die Kanzel aufgeſtellt. Im Jahre 1706 errichtete man auf den Chorſtufen einen nicht mehr vorhandenen Schülerchor.

Am Oſtende des ſüdlichen Seitenſchiffs, etwa 41 m unter dem Gewölbe, iſt die Inſchrift angemalt:enovirt 17227