Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
314
Einzelbild herunterladen

. . ö X {

314 Dom Brandenburg.

vermutlich eine Stiftung des Kurfürſten gelegentlich der Einweihung der Schwanen

ordenskapelle an der Marienkirche im Jahre 1443. Die Kaſel iſt im allgemeinen

gut erhalten; am meiſten haben die lang durchgehenden Goldfäden gelitten.

2.(C 11) Kaſel , grün, von außerordentlich ſchöner Zeichnung großen Maß ſtabes(Taf. 67). Das Muſter iſt teilweiſe mit gekräuſelten Goldfäden gewebt (en or frisé). Um die im Gewebe(Taf. 68) laufend angeordneten Granatapfelformen ſymmetriſch auf der Kaſel zu verteilen, wurde der Stoff in viele kleine Stücke ge­ſchnitten und anders zuſammengenäht.

3. Eine ganze Kapelle,(C 12) Kaſel ,(D 20 u. D 26) zwei Dal matiken und (P 15) Pluviale, leuchtend purpurrot, mit ſehr ähnlichem Muſter wie die vorige Kaſel, aber ſehr abgeſchabt. Das Dorſalkreuz der Kaſel enthält in Seidenplattſtich die Kruzifixusgruppe mit Gott-Vater oben und zwei betenden Engeln auf den Enden des Querbalkens, am unteren Ende des Längsbalkens Andreas und Bartholo­mäus, zu Füßen Chriſti Maria, Johannes und Magdalena. Dieſe Stickereien ſind die künſtleriſch vollendetſten der Sammlung, zum Teil auch ſehr gut erhalten. Faſt ganz zerſtört ſind dagegen die auf dem Klipeus(Krönung Mariä), die auf der Prätexta (nämlich Petrus, Katharina, Jakobus major und die hl. Jungfrau) äußerſt beſchädigt, auf der anderen Seite ſieht man Chriſtus mit Buch, ſegnend, Magdalena, Thomas und einen Baldachin untereinander. Die Dalmatiken haben vergoldete Löwenköpfe, aus deren Mäulern dicke Seidenquaſten mit vergoldeten Kugeln herabhängen. Außer: dem tragen dieſe Gewänder auf den Rückenſeiten unten über dem Saume die beiden zum Teil abgeriſſenen kurſächſiſchen und kurbrandenburgiſchen Wappenſchilde ein geſtickt. Sie ſind alſo von einer brandenburgiſchen Fürſtin aus ſächſiſchem Hauſe geſtiftet, entweder von Katharina, der Gemahlin Friedrichs II.,+ 1476, die ſelbſt in

derartigen Stickereien bewandert war, oder von Margareta, der Gemahlin Johann

Ciceros, 1501.;

4.(C 14) Kaſel und(D 22 u. D 23) zwei Dalmatiken, purpurrot; das Gold überwiegt und tritt ſo gekräuſelt auf, daß die Gewänder ſchon in einem alten Inventar alskraus gulden Stück bezeichnet wurden. Das Granatapfelmuſter iſt zu einem Frucht- und Blumenmuſter im Renaiſſanceſtil umgewandelt. Stickereien fehlen.

Stickereien.

Eine farbige Leinenſtickerei in Plattſtich, 2,0 m hoch und 4,20 m lang (teilweiſe abgebildet in Leſſing , Wandteppiche und Decken des Mittelalters in Deutſchland ). Die Kompoſition der Zeichnung beſteht aus vier Reihen von je acht Kreiſen. Auf die mittelſten vier iſt ein etwas größerer Kreis aufgelegt; die Zwickel zwiſchen den Kreiſen ſind mit Ornamenten romaniſchen Charakters ausgefüllt. Das Ganze iſt von einer 1160 em breiten Borde eingefaßt. In den einzelnen Kreiſen ſind in knapper Faſſung Vorgänge aus dem Leben Chriſti dargeſtellt i). Der mittelſte größere Kreis enthält die Kreuzigungsgruppe, den Kruzifixus mit Maria und Johannes. Die vier

Siehe die Gegenſtände der einzelnen Darſtellungen in der Beſchreibung des Tuches bei Wern icke in:Chriſtliches Kunſtblatt, 1875, S. 35.