Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Domkloſter.

Allgemeine Anlage des Kloſters.

Die ganze Gruppe der zum Donkloſter gehörigen Gebäude(Abb. 230) lag auf der Nordweſtſeite der die Dominſel durchziehenden alten Heerſtraße(ſiehe die geſchichtliche Ortsbeſchreibung in der Einleitung). Die Urkunde Kaiſer Friedrichs von 1179 beſtätigte dem Domkapitel den Beſitz,kundi, in quo monasterium et claus­trum cum officinis suis edificatum est(Riedel Vlll, 144). Hier iſt unter monasterium , wie auch ſonſt häufig, die Kirche, unterclaustrum cum officinis suis aber find die Konvent- oder Klauſurgebäude zu verſtehen nebſt der Geſamtheit der Gebäude, welche das gemeinſame Leben der Domherren und die Verwaltung und Ausnutzung ihrer Einkünfte erforderte. Denn die Domherren führten bis ins 15. Jahrh. eine der klöſterlichen durchaus gleichartige kanoniſche Lebensweiſe, wie ſie der Geiſtlichkeit von Dom- und Stiftskirchen im allgemeinen ſchon ſeit dem Jahre 755 durch die Regel des Biſchofs Chrodegang von Metz vorgeſchrieben war. Mit jener Beſtändigkeit, die alle kirchlichen Einrichtungen des Mittelalters beherrſchte, behielt man auch im Kloſter­leben alte bewährte Vorſchriften lange bei. In dieſem Falle ſind es die Regeln des hl. Auguſtinus, nach denen die Prämonſtratenſer lebten, während der ihnen nahe ſtehende Orden der Ziſterzienſer die noch weiter verbreiteten des hl. Benedikt befolgte.

In der allgemeinen Anlage des Kloſters macht ſich dieſer Unterſchied indeſſen kaum bemerkbar. Auch die Prämonſtratenſer nahmen das im 12. Jahrh. allgemein gültige, aus den Vorſchriften des hl. Benedikt hergeleitete Planſchema an; im übrigen wurde die Anlage durch Geländeverhältniſſe, durch die Lage zu den benachbarten Waſſerläufen und Straßen ſowie durch die Lage der Kirche beſtimmt.

Von der nördlichen Hälfte der Inſel, welche dem Domkapitel vom Kaiſer Otto einſt überlaſſen worden war, konnte nur der Teil für die geſamte Kloſteranlage Ver­wendung finden, der auf einer Seite der Heerſtraße ungetrennt beiſammen blieb. Um ſeine Ausdehnung tunlichſt zu ſteigern, bog man die Straße etwas nach Oſten aus. Ihr zunächſt mußte die Domkirche ſtehen, weil ſie auf dieſe Weiſe ſowohl den feſteſten und erhöhteſten Boden der flachen Inſel gewann als auch für die Außenwelt am beſten zugänglich wurde. Andrerſeits mußten dem Kloſter Ruhe, Abgeſchiedenheit von der Straße und alle Vorteile gewahrt bleiben, die aus der Nähe der Havel zu ziehen waren.

So ergab ſich als Kloſtergebiet das nordweſtliche Viertel der bebaubaren Inſel in Geſtalt einer ſpitzovalen Mandelform, deren eine Spitze gen Nordoſten nach Krakow , die andere gen Südweſten nach Parduin wies. Demzufolge hießen die in der Urkunde von 1238(Riedel Vlll, 153) angeführten Tore des Kloſters das Krakower und das Parduiner. Der damalige Umfang des Kloſters iſt dort folgendermaßen umſchrieben:Der Ort der Kirche und all ihrer Nebengebäude in dem Umfange und der Ausdehnung vom öſtlichen Tore, das nach Cracow führt, den aufſteigenden Weg beim Friedhof und den abſteigenden Weg entlang bis zu dem Tore, das nach Parduin führt, und von da ſo weit, wie ſich die Gebäude erſtrecken, bis wieder an das zuerſt genannte Tor