Domkloſter(Gebäude außerhalb der Klauſur). 325
vordem zum Hoſpital und„anderer gemeiner Notdurft“ gedient. Schon um 1450 erregte der Wandel der Canonici Anſtoß; die vornehmeren unter ihnen hatten ſich dem früher durchgeführten gemeinſamen Leben entzogen und wohnten in eigenen Häuſern außerhalb des Stiftes, ja wohl gar fern davon und ließen ſich durch Vikare in ihren Obliegenheiten vertreten. Ein halbes Jahrhundert ſpäter, i. J. 1507, wurde dann anläßlich der„Transmutation“ eine veränderte Lebensweiſe der Kanoniker eingeführt. Infolgedeſſen wurde die Zahl der Domherren auf ſechzehn und i. J. 1568 ſogar auf ſieben herabgeſetzt. Seitdem befanden ſich im Umkreiſe des Kloſters ſieben „curiae ganonicales“, von denen zwei im Süden der Kirche, die Kurien IIl, IV und V an der Weſtſeite des Burghofes, die übrigen im Norden und Oſten des Kloſters lagen. Für ihre frühere Einrichtung iſt bezeichnend, daß fie ſchon im 16. Jahrh. z. T. mit Badſtuben verſehen waren(Gebauer, Feſtſchrift S. 53, Anmerkung 3).
Das Gebäude der alten Propſtei iſt nicht mehr vorhanden. Es lag zwiſchen den Kurien IV und V an der Grenze zwiſchen dem äußeren großen Burghofe und dem inneren Kloſterhofe. Hier näherte ſich ihm die Nordweſtecke der Klauſurgebäude auf etwa 4 m, fo daß beide leicht durch einen„Schwibbogen“ verbunden werden konnten. Es war dies ein torartiger Durchgang, der durch ein Obergeſchoß überbaut war. Durch dieſes konnte der Propſt von ſeiner Behauſung unmittelbar in das Obergeſchoß des nördlichen und weſtlichen Klauſurgebäudes gelangen. Rückwärts erſtreckte ſich das Grundſtück nach der Havel hin. Hier enthielt es im Obergeſchoß „nahe dem Waſſer“ eine eigene Wohnung für die Markgrafen, die ſeit alter Zeit das Recht des Ablagers im Kloſter beanſpruchten. Von dieſem Fürſtengemach gelangte man zur Ritterſtube, einem geräumigen Gemach, deſſen Wände gegen Ende des 17. Jahrh. die Bildniſſe der Kurfürſten ſchmückten. Es ſchloß ſich einerſeits an einen großen langen Saal, von dem man auf einen Altan hinaustreten konnte, und andererſeits an ein kleines Erkerzimmer. Für 1540 iſt eine beſondere Kapelle in der Propſtei bezeugt (Gebauer, Feſtſchrift S. 62 und S. 43, Anmerk. 2, nach dem Ausgabebuche des Propſtes Joh. v. Meyendorff). Auch die in den Rechnungen von 1621122 erwähnte Fürſtenküche dürfte bei der Propſtei zu ſuchen ſein. Mittels des oben erwähnten Verbindungsganges griff die Propſtei im 16. und 17. Jahrh. mehr und mehr auf den Weſtflügel der Klauſurgebäude über, wovon ihr i. J. 1699 der größte Teil der Räume und Kellergewölbe zugeſprochen wurde.
Im Jahre 1714 erwies ſich das Propſteigebäude ſehr baufällig, ſo daß man es abbrach und im folgenden Jahre auf dem Grundſtück als Wohnung für den Dechanten v. Grumbkow einen Neubau in ſchlichteſtem Barockcharakter, die noch beſtehende Dechanei, errichtete. Der Erdgeſchoßgrundriß des Entwurfes befindet ſich bei den Propſteiakten im Domarchiv. Ihr Inneres bietet nichts von kunſtgeſchichtlich wertvollen Bauteilen. Erwähnt ſei ein Ölgemälde von 1625, das die Stadt Brandenburg in nicht gerade künſtleriſcher Weiſe darſtellt und als Kopie des Stadtproſpektes von ungefähr 1590 im Rathauſe anzuſehen iſt(vgl. 34.— 35. Jahresber. des Hiſt. Vereins zu B., S. 10, Anmerk. 11). Schließlich ſind die Porträts eines Fürſten von Anhalt und des Dechanten von Erxleben aus dem 18. Jahrh. zu nennen.