Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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Dom Brandenburg.

. Abb. 231. Seniorenkurie des Domkloſters.

Nordöſtlich von der Propſtei lag ein Gebäude, das, wiewohl ſtark verändert, in

ſeinen alten Umfaſſungsmauern noch heute beſteht(Abb. 231) und zwar als einziges

der außerhalb der Klauſur gelegenen mittelalterlichen Stiftsgebäude. Es iſt die Kurie V, auch Seniorenkurie genannt. Nur ein ganz kleiner Teil von ihr am Südweſtende iſt unterkellert. Über dieſem Keller lagen ein oder zwei kleinere Räume entſprechend erhöht, während der ganze übrige Teil, d. h. faſt das ganze Haus, von einem großen zu ebener Erde gelegenen Saale mit ſchmalen, faſt 4 m hohen Spitz­bogenfenſtern eingenommen war. Bei der Tiefe von etwa 10 mi. L. iſt anzunehmen, daß ſeine Balkendecke durch eine mittlere Stützenſtellung getragen wurde, vielleicht durch eine Reihe von Spitzbögen, wie bei dem faſt gleichzeitigen Südteile des öſtlichen Klauſurgebäudes. Die Durchfahrt am Oſtende des Baues iſt eine ſpätere Anlage, ebenſo das jetzige Obergeſchoß. Zu deſſen Einrichtung mußten die Längsmauern des urſprüng­lich einſtöckigen Baues erhöht werden. Das Dach wurde flacher gelegt und entſpricht daher der Neigung der großenteils noch erhaltenen beiden Giebel(Abb. 231) nicht. Nach alledem iſt in dem frühgotiſchen Bau das Stiftshoſpital zu erkennen, das in herkömmlicher Weiſe nahe dem Waſſer und unfern der Propſtei lag, da der Propſt meiſt das Hoſpital zu beaufſichtigen hatte. Der Keller diente vielleicht als Badeſtube, die Zimmer darüber dem Arzt und der Apotheke. Der große hohe Raum war ohne Zweifel der Krankenſaal. Die Stilformen des Gebäudes entſprechen vollkommen der