Domkloſter(Kreuzgang und Konventgebäude, Oſtflügeh.
erfuhr. Es iſt daher nicht möglich, darin alle urſprünglichen Räume noch klar voneinander zu ſcheiden und ihre Beſtimmung feſtzuſtellen; doch gelingt es wohl noch, die genaue Lage des erſten ſteinernen Kapitelſaales zu ermitteln, des wichtigſten aller Kloſterräume, den wir im Erdgeſchoß des öſtlichen Konventbaues vorausſetzen dürfen.
Der Raum führte ſeinen Namen Kapitelſaal nach der Verleſung einzelner Kapitel der Satzungen des Ordens, zu K ö rä glich„Darin zu⸗ Acbb. 235, Konventgebäude. Querſchuitt durch ſammenfanden. Sie ſelbſt erhielten nach das Nordende des Oſtflügels. ihren gemeinſamen, hier ſtattfindenden Sitzungen den Namen„Domkapitel“. Für die damit verbundenen gottesdienſtlichen Handlungen enthielt der Kapitelſaal meiſt einen Altar, wenn nicht gar oſtwärts eine kleine Kapelle daran vorgeſehen war. In Brandenburg behalf man ſich ohne dieſe, obwohl wir von beſtimmten Vorgängen gottesdienſtlicher Art daſelbſt erfahren. So wurde zur Weihnachtszeit hier(in capitulo) während der üblichen Vorleſungen, wenn die Stunde gekommen, die Geburt des Heilandes verkündet; der„lector“ ſchwieg dann, die Brüder warfen ſich nieder auf ihr Angeſicht und ihr Pſalmengeſang erfüllte den Raum. In ihm ſaß das Kapitel auch zu Gericht über den Wandel und etwaige Verfehlungen einzelner Mönche, die in Gegenwart der Brüder vom Propſte gerügt und zuweilen durch Geißelung geſtraft wurden.
Die Bedeutung als Gerichtshalle behielt der Raum auch ſpäter noch, als die Lebensweiſe der Domherren längſt eine viel freiere geworden und das Kloſter überhaupt zu einem großen weltlichen Betriebe umgewandelt war; ja noch bis in die neuere Zeit wurden Händel und Prozeſſe darin entſchieden, da das Domkapitel die Gerichtsbarkeit für den ihm gehörigen Teil der Burg und die ihm untergebenen Dörfer noch bis 1848 behielt..
Dieſer, namentlich in der Frühzeit für das Leben im Kloſter hochbedeutſame Raum war ſtets auch in ſeinem Äußeren am öſtlichen Kreuzgange durch eine beſondere architektoniſche Gruppe von Öffnungen ausgezeichnet, nämlich von zwei unverglaſten, ſymmetriſch zu beiden Seiten eines meiſt reicher ausgebildeten Portals angeordneten Fenſtern. Es war dies der Ausgang einer architektoniſchen Entwicklung, welche der Kapitelſaal durchgemacht hatte, und die damit begann, daß er ſich erſt mittels einer Säulenſtellung als offene Halle an den Kreuzgang anſchloß. Aus der Säulenſtellung war dann eine Art Zwerggalerie, eine Reihe von Fenſteröffnungen mit mittlerem Portal geworden. Schon in Havelberg aber(ſiehe Verz. der Kunſtdenkm., Weſtprignitz, Abb. 77) war in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Fenſterreihe zu zwei kleinen Rundbogenöffnungen neben dem breiten mittleren Portal zuſammengeſchrumpft. In dieſer Faſſung finden wir das Motiv noch lange beibe