Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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Domkloſter(Kreuzgang und Konventgebäude, Nord⸗ und Weſtflügeh). 349

anſätze und ſtammen vom frühgotiſchen Umbau der Kirche(ſiehe S. 248). Die Kapitelle

und Konſolen des wenig ſpäteren Weſtteils ſind einfacher, einige von ihnen mit Reihungen von Ziegelmarken(Abb. 181, b) verziert. Die Öffnungen find breite dreiteilige Spitzbogenfenſter, die des Obergeſchoſſes ſchließen hingegen im Stichbogen. Während das Pfoſtenwerk der unteren ſich bei einigen noch bis auf unſere Zeit erhalten hatte, wurden die oberen durch Ausbrechen einfacher Rechteckfenſter zerſtört. Auch ſie waren früher dreiteilig. Die Tür zum Friedgarten war bis 1904 korbbogenförmig geöffnet; auf der Innenſeite war ſie einſt von zwei kleinen Spitzbogenniſchen begleitet, die aber erſt bei der neulichen Herſtellung durch Dihm wieder aufgedeckt wurden. Der öſtlichen Hälfte des Flügels hatte man leider ſchon vordem ein drittes, dem zweiten nachgebildetes Geſchoß mit flachem Dache aufgeſetzt.

Die Nordfront des Flügels mit ihren langweiligen Reihen öder, viereckiger Löcher und ihren jeder Gliederung baren Putzflächen iſt trotz deren friſch erneuter Weißheit ein Zeichen der jämmerlichen Gefühlloſigkeit für monumentale Schönheit geblieben, die um das erſte Drittel des 19. Jahrhunderts hier herrſchte. Den damals hier verübten Vandalismus wird man erſt ganz ermeſſen, wenn man ſich zu den herausgeſchlagenen Gewölben des Refektoriums und den zerſtörten Malereien der Bibliothek die in Abb. 244 ſkizzierte gotiſche Achitektur der Nordfront vergegen­wärtigt, die der Verfaſſer nach früher von ihm aufgenommenen Spuren und mit Hilfe der alten Pläne von 1829 in der Bibliothek der Ritterakademie im weſentlichen noch feſtſtellen konnte. Annähernd die weſtliche Hälfte hatte man ſchon vordem zu­grunde gerichtet. Die Oſthälfte folgte um 1830. Von all den Strebepfeilern, den Reihen ſchöner Bogenfenſter, der ganzen großzügigen, ſtreng monumentalen Wirkung mit ihrem kräftigen Relief, den ſchönen Verhältniſſen, der maleriſchen Wirkung von Licht, Schatten und den dunklen Tiefen der Spitzbogenöffnungen iſt keine Spur mehr zu erblicken. Nackte Ode überall! Verſchwunden iſt auch der Verbindun gs­bau auf einem Schwibbogen, der die Propſtei mit der Nordweſtecke des Konvents verband und den Hof vor jener Front des Nordflügels im Weſten abſchloß.

Weſtflügel. Vom Weſtflügel iſt nichts mehr vorhanden, er iſt in den Jahren 1869 bis 1870 durch das Schulgebäude der Ritterakademie erſetzt worden. Doch ſchon fein Zuſtand im 18. und am Anfange des 49. Jahrh., den uns die älteren Entwurfszeichnungen im Domarchiv und in der Bibliothek der Ritterakademie z. T. noch erkennen laſſen, entſpricht nicht mehr dem urſprünglichen Bau, den ein Brand i. J. 1593 oder 1596(die Nachrichten weichen voneinander ab) ſtark mitgenommen hatte. Eine Darſtellung der einſtigen Anordnung und Benutzung der Räume begegnet hier alſo außerordentlichen Schwierigkeiten.

Die Räume hatten nach den Befunden von Geisler(Programm der Ritterakademie, 1871) eine Tiefe von etwa 25 Fuß und kleine in ſtarken Mauern liegende Fenſter. Die Stockhöhe war nach Geisler ſehr groß. Nach dem Obergeſchoßgrundriß des Ritter kollegs von Heinß(1705, vgl. Abb. 183) war dieſer Flügel zweigeſchoſſig, denn es ſind hier im Obergeſchoß Gewölbe eingezeichnet. Der hier gelegene Kornboden wurde aber in den

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