Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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358 Dom Brandenburg, ö.

Odalricus wirkte. In dieſercapella in castro Brandenburgensi wurde nach den Pöhlder Annalen Pribislav i. J. 1150 beigeſetzt. In den Jahren 1179 und 1188 wird ſie nicht unter dem Beſitze des Domkapitels angeführt. Vermutlich ſeit Anfang des 13. Jahrh. diente ſie als Parochialkapelle für die Burggemeinde, denn in der Beſtätigungsurkunde Biſchof Gernands von 1225 geſchieht eines, Johannis de Capella parrochiani in Brandeburg(Riedel VII; 140) Erwähnung. Erſt i. J. 1237 geht fie aus markg räflichem in biſchöflichen Beſitz über, was 1254 durch den Markgrafen beſtätigt wird. Bei allen dieſen Gelegenheiten wird die Kapelle nie unter dem Namen St. Petri angeführt, der bis 1183 dem Dome vorbehalten blieb.

Erſte Bauzeit des vorhandenen Baues. Auf ſie geht der größte Teil der Umfaſſungsmauern zurück. Das Sockelgeſims beſteht an der Nord⸗,Weſt⸗ und Südſeite aus Granit und zeigt ein ganz eigenartiges, ſehr ſorgfältig gearbeitetes Profil, nämlich eine Schräge, die zur Verſchärfung ihrer unteren Kante in einer Kehle ausklingt. An der Oſtſeite beſteht das Sockelprofil in einer gleichmäßig ſchwach gehöhlten Schräge und zwar aus Backſteinen von nicht ungewöhnlichen Maßen(28. 43 em). Sie ſind regelrecht eingebunden und urſprünglich. Das Granitmauerwerk der unteren Teile bis 1,90 m über Sockel beſteht aus gleichmäßig geſchichteten Feldſteinen, die meiſt annähernd rechteckige Anſichtsflächen haben. Über die breit ausgeſtrichenen Fugen ſind 2 em breite Scheinfugen hingeführt, die in der im Mittelalter gebräuchlichen Weiſe durch eingeritzte Linien bezeichnet und weiß aufgezogen waren. Unter dieſen Scheinfugen liegen nun ſtellenweiſe im alten Mörtel eingebettete Backſteinbrocken. Auch treten vereinzelt mitten in den Flächen Feldſteine mit einer ſcharf bearbeiteten geraden Kante(frühere Eckſteine) auf. Überdies zeigt der Bau ringsum eine regel­mäßige horizontale Abgleichung der Feldſteinteile. Geht hieraus hervor, daß wir es nicht mit ſtehengebliebenen Reſten eines älteren Baues) zu tun haben, fo zeigen andrerſeits die granitenen Sockel⸗- und die Eckſteine, welche jetzt inmitten der Fläche ſitzen, daß hier altes Material zum zweiten Male verwendet worden iſt und zwar erſt nach der Einführung des Backſteinmauerwerks, alſo nicht vor der Mitte des 12. Jahr­hunderts. Außer dem Sockel find keine Granitprofile, beſonders auch keine Granit­portale vorhanden; vielmehr iſt das frühgotiſche Backſteinportal der Südſeite in regel­rechtem Verbande gleichzeitig mit der Feldſteinmauer aufgeführt; die unteren Mauer­teile ſind mit den oberen und der Fenſterarchitektur gleichzeitig. Der jetzige Bau iſt daher nicht eins mit der markgräflichen Burgkapelle, er enthält auch keine zuſammen­hängenden Mauerreſte von jener und läßt über deren Grundrißform keinen Schluß zu, außer den, daß ihr Umfang geringer als der der heutigen Kapelle war, was aus der unzureichenden Länge des Granitſockelprofils zu entnehmen iſt. Die Kapelle erweiſt ſich demnach in ihren Umfaſſungsmauern als ein einheitlich in einem Guß ausgeführter Bau, der trotz ſeiner frühgotiſchen Formen und der Backſteinlänge von nur 28 em wohl erſt nach 1314 entſtand; der frühere Bau wurde damals alsantiqua bezeichnet

) Dieſe Auffaſſung vertritt Adler(Backſteinbauwerke, Bd. I, Brandenburg, S. 10) und im Anſchluß an ihn Michaelis(Feſlſchrift der Ritterakademie, 1905, S. 74.