Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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St. Peterskirche(Baugeſchichte). 359

und es wurde über ſeinen ſchlechten Zuſtand geklagt, Biſchof Friedrich beſchreibt ihn ſogar alsin contumeliam dei adeo dirutam et omnino desolatam..) Im Jahre 1320 übertrug Biſchof Johann das Patronatsrecht über die Kapelle an das Domkapitel. Sie wurde damals Pfarrkirche für die Bewohner der beiden Kietze. Der Bau entbehrte, wie ſich aus dem Obigen bereits ergibt, damals noch der Gewölbe und Strebe pfeiler. Von den erwähnten zwei Portalen iſt das ſüdliche noch aus dieſer Zeit. Es iſt aus Backſtein, mit ſchlicht abgeſtuften Gewänden, der Kämpfer wird durch ein ſchmales, teilweiſe zerſtörtes Wulſtprofil(Abb. 247) bezeichnet und der Bogen iſt ſpitz geſchloſſen. Seine Backſteine ſind, wie auch die der Fenſter, an den Kanten durch ſchräge Hiebe gerauht, um die Offnungen mit einem Streifen dünnen weiß gefärbten Putzes zu umziehen und dieſem mehr Haltbarkeit zu geben. Am Oſtende der Südwand befindet ſich innen die Kredenzniſche und eine breite Niſche für den Meßprieſter. Über dem oben beſchriebenen Sockel und dem 1,90 m hohen Feldſtein­mauerwerk find die Wände in Backſtein von 28. 13. 10cm fortgeſetzt. Bei 3 m über Fußboden beginnt ringsum eine reichgegliederte Architektur von ſchmalen Fenſtern, die durchweg, aber in verſchiedener Weiſe, mit Blenden abwechſeln. Auf der Nord­ſeite(Abb. 248) folgt auf ein ſchmales einteiliges Spitzbogenfenſter eine gleich hohe und annähernd gleich breite Spitzbogenblende, auf deren geputztem Grunde durch eine einfache rote Flachmalerei(Abb. 247) zweiteilige gotiſche Maßwerkfenſter angedeutet ſind. Auf der Südſeite(Abb. 248) wechſeln in angenehmerem Rhythmus die Fenſter mit breiten Doppelblenden ab, die durch ſehr ſchlanke angelehnte Backſteinſäulchen mit einfachen Baſen und Kapitellen getrennt und in zwei gekuppelten Spitz bögen geſchloſſen find. Nur über dem Südportale links iſt eine tiefere größere Blende ungeteilt geblieben. Vermutlich war auf ihrem geputzten Grunde ein Kruzifixus gemalt(die Blenden an den Ecken haben wohl teilweiſe beim Vorlegen der ſpäteren Eckſtrebepfeiler Anderungen erfahren). Hiernach war die dem großen Domkietze zugewendete Langſeite als Schauſeite aus­gebildet. Ähnlich wie an den Langſeiten war auch die Architektur im mittleren Teile der Giebelſeiten geſtaltet, nämlich mit je zwei Blenden und drei Fenſtern, von denen das mittlere an der Weſtſeite geſchloſſen, das öſtliche durch Pfoſten geteilt war. Die urſprünglichen Fenſter der Langſeiten ſind jetzt alle bis auf eines vermauert, ſo daß ſie außen als Blenden erſcheinen und nur an ihren ſchrägen Leibungen noch kenntlich ſind. Im Innern war die Kirche geputzt und weiß getüncht bis auf die Leibungs­flächen der Fenſter, die nur von Kämpferhöhe an geputzt waren, mit Ausnahme eines 7 em breiten Streifens an der Innenkante. Dieſe gekrümmten Putzflächen waren in läſſiger Weiſe mit Linienverzierungen geſchmückt, die beiſpielsweiſe ein einfaches rotes Gitterwerk bildeten oder in ſchrägen Rankenzügen in Form langgezogener Kantenblumen verliefen(nach geringen Spuren über den Gewölben). Das öſtliche Giebeldreieck(Abb. 248) entſtammt ebenfalls noch dieſer Bauzeit, fällt aber durch etwas

Gegenüber ſo beſtimmten Ausdrücken der Urkunden erſcheint mir meine frühere Datierung bald nach 1254(86. 37. Jahresber. d. Hiſt. Ver. zu B., S. 82) heute nicht mehr haltbar, wiewohl ſie den Bauformen entſpricht.