Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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360
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Dom Brandenburg,

nachläſſige Kompoſition und das plumpe Maßwerk des zweiteiligen Mittelfenſters gegen das Übrige ab. Auf ſeiner Innenſeite ſind noch die Nuten vorhanden, in welche die großen Kreuzſtreben des früheren Dachſtuhls eingebettet waren. Hier zeigt ſich auch, daß der Kirchen­raum urſprünglich nicht durch eine gerade Balkendecke abgeſchloſſen war, ſondern in Geſtalt eines halbkreis­förmigen hölzernen Tonnengewölbes in den Dachraum

hineinreichte(Abb. 248). Bis zu dieſem war die Giebel­

wand ſpäter einmal weiß getüncht worden, darüber zeigt ſie noch heute die ungefärbten Backſteine.

Der Weſtgiebel iſt nicht mehr vorhanden, doch liegt eine Aufnahme vom Bauinſpektor Heidfeld aus dem Jahre 1849 vor(abgebildet in der Feſtſchrift der Ritterakademie, 1905, S. S0), ſowie ein kleines Aquarell aus der Zeit um 1800(abgebildet ebenda S. 81). Über dem Satteldache erhob ſich anfangs vermutlich ein Dachreiter.

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Zweire Bauzeit. Wohl am Anfange des 16. Jahrh.(vermutlich nach 1521) erhielt die Kirche Abb. 250. endlich eine Wölbung in zwei gleich hohen Schiffen und

Ehemalige Wetterfahne der an den Ecken je einen ſchräggeſtellten Strebepfeiler. .,Derersfirht.. Die Form der Gewölbe(Abb. 249) iſt die im 16. Jahrh. J öfter vorkommende eines rippenloſen Zellengewölbes,

deren etwas unruhige Erſcheinung weniger architektoniſch als maleriſch günſtig wirkt, techniſch aber wenig Vorteile bietet. Die drei ſechseckigen Pfeiler nebſt den entſprechenden

Wandvorlagen, welche die Gewölbe tragen, haben keine Kapitelle, ja ſie geraten mit den

Kappenflächen in einen völlig ungelöſten Zuſammenſtoß. Auf die Reihenanordnung

der alten Fenſter nahm die Wölbung keine Rückſicht, ſo daß ſie meiſt vermauert und

neu angelegt werden mußten. Nicht lange nach der Ausführung der Gewölbe, die dem im Kapitelſaale gleichen, ſcheinen dieſe gefahrdrohend auf die Südmauer der

Kirche gewirkt zu haben, ſo daß ſie im Jahre 1588 durch drei Strebepfeiler Jahreszahl

am weſtlichen Pfeiler) geſtützt werden mußte.

Dritte Bauzeit. Um dieſe Zeit(vermutlich 1582) erhielt die Weſtfront einen Turm, für den man an ihrer Innenſeite zwei großenteils noch vorhandene recht eckige Pfeiler(Format 28. 13. 10 em) hochführte. Die Form dieſes erſten Turmes iſt nicht mehr feſtzuſtellen, da er 1680 eine andere Faſſung erhielt(ſiehe die Abb. in der Feſtſchrift der Ritterakademie, S. 80 u. 814). Aus dieſer Zeit ſtammt noch der Dachſtuhl der Kapelle und die alte jetzt außer Gebrauch im Domarchiv befindliche kupferne Wetterfahne mit der Figur des Petrus(Abb. 250.