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Beim Tode des letzten märkischen Askaniers umfaßte das Gebiet der Mark Brandenburg außer dem Stammlande, der Nordmark, die gesamte Prignitz bis zum Dossebruch, das - Havelland und die Zauch e bis nach Briezen (Treuen brietzen) hinunter, das Land Löwenberg, die Uckermark, den Barnim und den Telto w bis Mittenwalde, die Neumark bis zur Drage und Netze, das Land Lebus - zu beiden Seiten der Oder bis zur Pleiske und Spree, die Nieder lausitz zwischen Schwarzer Elster und Spree, die Oberlausitz bis nach Bautzen und Görlitz hinunter und die Pfalz Sachsen mit Landsberg. Außerdem gehörten die Länder Trossen, Züllichau und Schwiebus zwischen Pleiske, Obra und Oder und das Land Torgau zufolge den mit Glogau und Meißen geschlossenen Verträgen bis zum Tode Waldemars zur Mark.
Am Anfang des 14. Jahrhunderts erstreckte sich also das Machtgebiet des askanischen Markgrafen über eine Landfläche von annähernd 45 425 qkm, d. h. über einen Länderbestand, der größer als die heutige Provinz Brandenburg war und den größten Teil derselben umfaßte, und diese Länder waren im Verlaufe von anderthalb Jahrhunderten dem Deutschtum zurückgewonnen und kolonisiert worden.1)
Die Zeit e der Askanierherrschaf t ist von hoher Bedeutung für di Landesentwicklung der Mark Brandenburg gewesen.
Überblicken wir noch einmal die politische und — man darf hinzufügen — auch christianisierende Tätigkeit des askanischen Fürstenhauses, dann zeigt es sich, daß die Markgrafen von vornherein und zielbewußt der großen Aufgabe der Zeit, dem Slawentum die ehemals deutschen Länder abzunehmen und sie wieder dem deutschen Einflüsse zu unterwerfen, durchaus gewachsen waren.
Während dieser Zeit wurde der Grund gelegt zur nachmaligen Größe des brandenburgischen Staates, der Grund zu dem Staate, aus dem sich später der Preußenaar zum Fluge auf Deutschlands Kaiserthron erheben sollte.
1) Auf der ersten der dieser Abhandlung beigefügten Karten „Die Mark Brandenburg unter den Askaniern" ist vom Verfasser der versuch gemacht worden, den Umfang der Landeserwerbungen unter den einzelnen Askanierfürsten kartographisch festzulegen, soweit es die vorhandenen Quellen gestatten. Bei dem gänzlichen Mangel an topographischem und statistischem Material und bei den teilweise ungenügenden Angaben in den zeitgenössischen Urkunden läßt sich eine genaue Umgrenzung der einzelnen Gebiete nicht erzielen. Der Verfasser hat deshalb, wo die historischen Zeugnisse versagten, sein Augenmerk auf die von der Natur geschaffenen Grenzen — Wasserläufe, Luchgebiete und Sumpfwälder — und auf die durch alte Befestigungen gekennzeichneten Grenzlinien gerichtet und diese neben den urkundlichen Angaben und mit Rücksicht auf die neuesten Forschungen beim Entwürfe der Übersichtskarte benutzt. Diese soll nur im großen und ganzen einen Überblick über die Erweiterungen des markgräflichen Gebiets unter den Askaniern geben, weshalb Schwankungen und Einzelheiten in den Grenzverschiebungen während der Herrschaft der einzelnen Markgrafen nicht berücksichtigt sind.