In tiefe Schatten hüllen sich die Anfänge gottesdienstlicher Verehrung auf dem Boden unserer Mark Brandenburg. Denn keine geschichtliche Aufzeichnung wirft ihren Schimmer auch nur um ein Jahrtausend in diese Vergangenheit zurück, und wenn nicht prähistorische Hunde und Denkmäler eine Sprache redeten, deren Geheimnisse sich dem geschärften Auge des gewissenhaften Forschers mehr und mehr entschleiern, so würde sich das undurchdringliche Dunkel über jenen fernen Tagen nie- mals lichten.
Daß die Mark bereits in uralter Zeit zahlreiche Aultusstätten beherbergte, darf als gewiß gelten, obwohl sich prähistorische Beste, die es klar beweisen, noch nicht gefunden haben. Aber schon an der Schwelle tieferer Erkenntnis erhebt sich die heißumstrittene Frage, welches Stammes jene Bewohner waren, die sich in grauer Vorzeit an jenen Stätten zum Gottesdienst vereinigten. Zwar wird niemand mehr der tendenziösen Behauptung gewisser polnischer Forscher, die Mark sei schon lange vor der Völkerwanderung von slawischen Stämmen besetzt gewesen und nur vorübergehend von einer germanischen Melle überflutet worden, irgendein Gewicht beimessen, und man wird vielmehr mit Sicherheit die Semnonen als Bewohner der Mark vor 1500 und 2000 Jahren annehmen dürfen: aber freilich steht dahin, ob nun jene Kultplätze nicht wenigstens teilweise einer noch früheren und dann vielleicht ungermanischen Urbevölkerung ihre Entstehung verdanken. Und deshalb bezeichnen wir sie vorsichtig nur allgemein als „vorwendischer" Herkunft.
Zunächst weist alte Überlieferung oder neuere Forschung eine Anzahl unserer märkischen Hügel einer frühen sakralen Verwendung zu; war doch der Höhendienst Brauch bei den meisten Völkern und insbesondere bei unseren germanischen Vorfahren. Und wenn im weiten Vaterland die Namen ragender Berggipfel, wie der Altvater und der Donnersberg, die Erinnerung an Allvater Wotan und an Donar bis in unsere Tage fortpflanzen, und der im Kyffhäuser schlafende Kaiser Friedrich mit seinen Raben niemand anders ist als der erhabenste der Götter, so raunen auch unsere heimischen Sandhügel uns gebeimnisvolle Kunde zu von den Himmlischen, die der Germane, feind den Tempeln von Menschenhänden erbaut, an diesen Stätten verehrte. Die Hercynia silva der Alten ist nach Karl Simrok der „Harkenstein" oder „Fru Harken" bei Kamern im Havelland, dessen Rücken man weithin erblickt. Von anderer Seite wird gerade das alte märkische Semnonen- land auch als Mittelpunkt der vor dem Wotanskultus allgemein verbreiteten Ziu- verehrung angesehen, und der von Tacitus erwähnte heilige Semnonen- hain nach Blumenthal im Oberbarnim, in die Gegend von Jüterbog oder