Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Westen der Mark genannt. Hauptsächlich aber führte wieder der Marien-Dienst zum brüderschastlichen Zusammenschluß ihrer eifrigsten Verehrer.Liebfrauengilden" oderMarienbrüderschaften" schossen im 15. Jahrhundert allerorten aus der Erde, und in manchen Orten z. B. in Berlin bestanden ihrer wohl gar mehrere. Oft erschienen sie auch alsRosenkranzbrüderschaften", da das Rosenkranzgebet zu ihren vornehmsten Obliegenheiten zählte und man zehn Ave Maria auf je ein Pater noster folgen ließ?) Am berühmtesten aber wurde die von Kurfürst Friedrich II- im Jahre errichtete adlige Marienbrüderschaft des Schwanen- ordens. Über ganz Deutschland und selbst seine Grenzen hinaus waren dessen Ritter verbreitet. Der Sitz des Kapitels war zu Brandenburg bei der Marienkirche, deren Bau der Aurfürst eine neue stattliche Kapelle angefügt hatte; bei den Ordens- feiern aber erklang ein Lied, das Friedrich selbst zum Preise der hohen Schutzherrin Maria gedichtet haben soll. Mit der Reformation erlosch auch dieser Orden, und wenn der mit so vielen mittelalterlich-romantischen Ideen erfüllte König Friedrich Wilhelm IV. einmal an seine Wiederbelebung unter veränderter Gestalt gedacht hat, so fiel doch dieser Traum sehr bald in sich zusammen.

Der Schwanenorden hatte der Mark gegen das ausgehende Mittelalter einen gewissen Glanz der Frömmigkeit verliehen. Allein nur die vornehmsten Schichten der deutschen Bevölkerung sahen auf ihn; die große Masse zog er nicht an. Und doch besaß das Land auch für sie einen Magneten, der fromme oder naive Herzen in seinen Bann zu schlagen wußte: das war ein dermaßen außergewöhnlicher Reichtum an Wallfahrtsstätten, daß selbst die Nachbarn voll Neid ins Branden- burgische Hinüberblicken mochten; und selten, so hat man beobachten können, sind Märker zu wundertätigen Bildern in die Ferne gepilgert, weil ihre Heimat damit überreichlich ausgestattet war.

Die Kirche der Jungfrau Maria auf dem Harlunger Berge bei Brandenburg muß als die älteste dieser märkischen Wunderstätten gelten, da schon 1222 ein päpst­licher Ablaß für einen Neubau des Gotteshauses auf Grund der dortigen Mirakel wirbt. Indem aber jeder der Landesbischöfe so einträgliche Wallfahrtsorte in seiner Diözese zu besitzen wünschte und auch die Markgrafen ihr Entstehen begünstigten, da­mit das Volk sein Geld nicht über die Grenze trage, erhob sich bald eine solche Stätte neben der anderen. Im Havelland wallfahrtete man außer nach Brandenburg auch nach Buckow bei Rathenow und dem jetzt eingegangenen Dorfe Nykamer bei Nauen, an das allein noch der Name derNykamerschen Hufen" gemahnt; in der Prignitz wurden Wilsnack, Krüssow und Marienfließ ausgesucht, in der Uckermark Zehdenick, im Neumärkischen Reichenfelde bei Königsberg. Im Lande Jüterbog war der Golmberg besonders an Marien- und Johannisfesten eine vielbesuchte Wallfahrts­stätte, für den Osten stand Göritz an der Oder in höchsten Ehren, auch auf dem Berge vor Lübben, in Tangermünde, in Luckau scharten sich die Gläubigen. Vor allem wundertätig erwies sich wieder die selige Jungfrau; außer bei Brandenburg half sie den Bedrängten in Göritz, Lübben, Tangermünde, Reichenfelde, auf dem Golm.

ft v Klöden: Marienverehrung S. SS ff. Bei den Katholiken Berlins gibt es auch heute wieder verschiedene Rosenkranzbrüderschaften.