liehen bürgerlichen Grundbesitz auch in den entfernteren Landschaften gebracht. Der Regierung Friedrich Wilhelms I. wurden 1720 auf ihr Verlangen noch 122 Hufen landwirtschaftlichen Areals im Weichbilde der Stadt nachgewiesen. Der Gedanke, die Abfälle der werdenden Großstadt für die Urbarmachung der umliegenden Sandfelder zu verwerten, ist zuerst von der Regierung Friedrichs des Großen gefaßt worden. Damals dachte man vorwiegend an die Anlage großer Gärtnereien im Norden Berlins (vgl. den Bericht Derschaus an Brenkenhoff über die Konferenz der Etats- minister mit dem Könige am I. Juni 1770 bei Stein, Lharakteriftik II, 59). Heute hat das Problem der Abwäfserabführung die Stadtverwaltung selbst auf eine umfangreichere Betätigung jenes agrarischen Kunstgriffs geführt. Mit seinen beiden Rieselfelderkompleren von 6365 lw im Norden und 3077 Iw im Süden des Stadtgebiets hat Berlin in der Rieselwirtschaft die Führung genommen. Zur Kultur boten sich neben den gangbaren Feldfrüchten vornehmlich die Produkte der Handelsgärtnerei, Sämereien, Zwiebeln und Pflanzen, ja Bäume (Koniferen) und Sträucher, in erster Linie aber die feinen Speisegemüse als Vorfrüchte (Sommerrettich, Spinat, Radieschen, früher auch Kohlrabi) und Hauptfrüchte (Frühkartoffeln, Sellerie, Wurzelpetersilie, Speisemohr- und Kohlrüben, Salatrüben). Die hatten in der Mark von jeher auf den Moorböden, namentlich im Spreewald, einen ausschließlichen Anbau mit sorgfältiger Düngung und Fruchtwechsel gefunden, aber immer nur gartenmäßig. Hier geschieht die Lockerung und Furchung des Bodens, ehe er — zweimal monatlich —- berieselt wird, mit dem Pfluge in völlig feldartigem Maßstabe. Der Boden ist schon von Natur dazu geeignet. Zwei Dörfer des berühmten Heimatbezirks der Teltower Rübe, Sputendorf und Gütergotz, sind jetzt berlinische Rieselgüter. Die anfängliche Eigenwirtschaft der Stadt mit den Kräften ihres Rummelsburger Arbeitshauses löst sicb neuerdings immer mehr in kleine pachtbetriebe auf, wo einzelne Familien meist ohne fremde Hilfe 20—30 Morgen mit etwas Vieh bewirtschaften. Diese kleinen Wirte, die ihre Erzeugnisse selber mit 100—120 Scheffelkiepen auf dem Wagen wöchentlich viermal in die Berliner Zentralmarkthalle fahren, sind vielfach mit neuen Kulturen, wie Buschbohnen und Himbeeren, tüchtig vorangegangen. Nach der Berechnung eines märkischen Fachmannes wird heute von den 30 Mill. Mark des Berliner Iahresbedarfs an frischem Gemüse eine ganze Menge (der dritte Teil vom Angebot der ganzen Umgegend) bereits von den Rieselfeldern gedeckt, und die Kultur kann über die bisherigen 1000 kur hinaus noch sehr erweitert werden. Auch frühere Funktionen des Stadtgeländes, selbst haben die Rieselfelder übernommen. Es ist bekannt, was für glänzende Ergebnisse und internationale Beziehungen die Berliner Blumenzwiebelzüchter im Laufe des 19. Jahrhunderts erreichten. Diese Zucht erlitt durch di-! wachsende Bautätigkeit neuerdings große Einschränkungen. Vielleicht wird sie draußen auf den städtischen Rieselfeldern einmal ganz wieder aufleben?)
Einer Erörterung des Ackerbaues schließt sich am besten die allgemeine Übersicht an, die von den flächenräumlichen Verhältnissen der ganzen Landwirtschaft ge-
9 ks Lindemuth, Der Garten-, Gemüse-, Dbst- und Weinbau bei Meitzen VII, s. 41-1.