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Bemerkenswert ist der Niedergang des Anbaues von Handelsgewächsen; in Berlin hörte der einzige Rapsbau ganz auf, in der übrigen Provinz sank er auf die Hälfte, unter völligem Verschwinden von Hanf und Hopfen. Von den „sonstigen Nutzungen" wurde hier nahezu die Hälfte in bessere Kultur genommen, nur in Berlin stiegen sie, zweifellos ini Übergänge zum Bauterrain, auf fast das Achtfache, bei gleichzeitigem Verlust des Futterpflanzen- und namentlich des Hackfrucht- und Gemüsebaues.
Die Ernteerträge der wichtigsten Fruchtarten in Formen waren 1908 nach dem
5tat. Zahrb. S. 62 für den
Weizen
Roggen
Sommergerste
Hafer
Stadtkreis Berlin . .
—
53
—
2
Reg.-Bez. Potsdam
72111
519918
64983
248366
Reg.-Bez. Frankfurt . .
36385
504458
86197
179425
Kartoffeln
Klee u. Luzerne
wiesen
Stadtkreis Berlin . . .
180
48
8
Reg.-Bez. Potsdam . .
2090^18
280328
989905
Reg.-Bez. Frankfurt . .
2600911
299543
757891
III. Die
Viehzucht.
Auf den frühen Stufen der Landwirtschaft stehen ihre beiden Haupttätigkeiten zueinander im Gegensatz. Die Bodenkultur der Ansässigen löst die Tierhaltung der Nomaden grundsätzlich ab. Von der alten Wirtschaftsform bleiben mehr oder minder starke Reste, je größere Bedürfnisse außerhalb der Landwirtschaft noch dafür vorhanden sind. Auf den Bedürfnissen der Kleidung und Kriegsverfassung ruhte die große Schaf- und Pferdezucht des Buttelalters. Die Rindviehzucht, hat man wohl gesagt, ist im Wittelalter als notwendiges Übel betrieben worden, d. h. eben wegen des Verbrauchs von Dünger und tierischer Wuskelkraft beim Ackerbau selbst. Gewiß enthielten die ostelbischen Verhältnisse in der Spärlichkeit intensiven Feldbaues und der Ausbreitung individueller Großbetriebe gegen die germanische Gemeindewirtschaft lange einen besonderen Antrieb zu dieser Zucht. Aber einmal forderten die geringwertigen Rinderschläge des slawischen Landes an sich wenig zur pflege als Selbstzweck auf. Sodann trug die soziale Schichtung der Bevölkerung gerade hier vom Anfang der Germanisation die Keime jener Entwicklung, die nach der neueren Zeit hin in ganz Europa den Fleischkonsum auf immer schmälere Klassen zurückführte.
Die Schäferei sei in der Nkark „ein hauptstük, worauf ein Wirt und Pächter seine Rechnung macht", versicherte Bekmann (1 801) in der Witte des 18. Jahrhunderts. Das ist von seiner Zeit sicher schon weniger wahr als vom 16. und 17. Jahrhundert. Wie der Körnerbau mit dem Handel, verband die Wöllerzeugung die märkische Landwirtschaft mit dem Gewerbfleiß des Landes. Die märkischen Grundherren hatten einen sehr guten Begriff von der Bedeutung dieses Anschlusses an die außeragrarische Werterzeugung. So wie wenigstens Adel und Geistlichkeit
Brandenburgische Landeskunde. Bd. II. 2^