Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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Das war die Grabplastik, die allerdings nur wenig in die weiteren Kreise der Bevölkerung drang. Ein günstiges Schicksal hat uns zwei Grabsteine aus fast gleicher Zeit erhalten, beide aber als Zeugnisse geistlicher und städtischer Kunstauffassung. Der Grabstein aus Sandstein des 1303 gestorbenen und in Lehnin beigesetzten Markgrafen Otto ist ein handwerklich tüchtiges, wenn auch künstlerisch etwas unstetes Weck, das in einer offenbar recht engen Überlieferung jedes Leben verloren hat. Dem Künstler vielleicht war er selbst Mönch! standen wohl ältere Grabdenkmäler vor Augen, die auch ohne innere Teilnahme handwerksmäßig geschaffen worden waren, die ihm aber für die Anordnung der Figur und für die Einrahmung und Schrift eine gesunde Schulung waren. Daß wir es mit einem Erzeugnis rein geschäftlicher Herkunft zu tun haben, das vermutlich auf Bestellung in den sächsischen Berggebieten geschaffen wurde, legen die schematischen Formen dar. Line wesentlich andere Richtung verrät die Grabplatte des Berliner Ratmannes

Conrad Belitz in der Klosterkirche von 1308 (Abb. 29), bei der der Verstorbene in tiefen Linien dem Steine eingezeichnet ist. Es ist das eine Technik, die im 14. Jahrhundert im Norden Europas bei bronzenen Grabplatten sehr beliebt war, die jedoch kein einziges Denkmal von so hohem Alter bewahrt hat wie das Steinbildnis des Berliner Ratmannes. Wenn man mit Recht annimmt, daß eine solche Technik aus dem Bronzeguß hervorgegangen ist, dann läßt das Berliner Denkmal aus Vorlagen schließen, die erheblich älter sein müssen als jene. Jedenfalls bezeugt es eine künstlerische Beziehung zu den nordischen Hansestädten, die schon im Anfänge des 14. Jahrhunderts recht stark sein mußte.

Am zurückhaltendsten war offenbar die Malerei in diesem Zeitalter der kirchlichen Kunst. Aus be­gründeter Ursache. Während die Baukunst von Kräften getragen war, die entweder in einheimischer Schule herangebildet oder von auswärts kamen, während Grabdenkmäler und Kleinkunst­wecke als Einfuhr in das Land gelangten und hier bald einen künstlerischen Nachwuchs hervorbrachten, war die Malerei auf einheimische Kräfte angewiesen, die an Grt und Stelle sogleich nach der Errichtung eines Baues die großen Wandflächen zu schmücken hatten. Man findet wohl Reste einer kirchlichen Grnamentierung (Lehnin, Klosterkirche in Berlin), zu eigentlichen Bildern ist man jedoch erst in der späteren, völlig gotischen Zeit gelangt.

Abb. 29. Grabstein des Ratmanns Conrad Belitz in Berlin.

Nach Aufnahme von Dir. Fr. Goerke. Berlin.

Die Anfänge höfischer Kunst.

So stark später die Anregung und die Bedürfnisse der Landesfürsten die künstlerische Entwicklung in der Mark bestimmten, so wenig haben sie in der Frühzeit Einfluß aus- geübt. Erst nach der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die anhaltischen Fürsten Burgen von größerem Umfange angelegt, in denen sie nicht nur für längere Zeit