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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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mit Hilfe ausgezeichneter Baukünstler (Hermann Kiehl, gest. 1913, in Neukölln, Uhlig ien n Lichtenberg, Wolff in Schöneberg) diese moderne Städtebaukunst anwend konnten, weniger sind indessen unsere Kleinstädte davon berührt worden, die anscheinend völlig unter dem Einfluß großstädtischer Baupraxis zu geraten schienen. Erst neuerdings macht sich hier ein Wandel geltend, der aber einen ganz anderen Ausgangspunkt hatte.

Während die künstlerischen Bestrebungen in Berlin vielfach einem weltbürgerlichen Rationalismus zuneigen, der schließlich seine besten Kräfte schneller noch verzehren wird als selbst der Eklektizismus, erstand seinen Auswüchsen in der Heimatschutzbewegung eine ausgleichende Gegnerin. Der Heimatschutz sucht, ohne in das Nachahmen älterer Formen zu verfallen, die Anknüpfung bei den schlichten Baugrundsätzen nicht bei ihren über­lebten Formen! der Vergangenheit und stellt vor allem die heimatliche Landschaft als höchste Instanz für den Architekten aus. Er ist bestrebt, die bei dem Aufschwung Berlins verloren gegangene Einfachheit auf einem anderen Wege wiederzugewinnen als jene. Für die Provinz Brandenburg ist das insofern von Bedeutung, als dadurch dem schwäch­lichen Nachahmen großstädtischer Formen ein Ende bereitet und der strengen Monu­mentalarchitektur eine malerische landschaftliche Bauweise an die Seite gestellt wird.

Unsere Zeit ist reich an künstlerischen Verheißungen. Nur die Grundlagen, nicht das Zukunftsbild lassen sich erkennen. Das eine läßt sich als sicher Voraussagen, daß eine örtliche Berliner Kunst in dem geschichtlichen Sinne nicht mehr möglich sein wird. Eine Weltstadt zieht die verschiedensten künstlerischen Persönlichkeiten nicht nur an, sondern gestattet ihnen auch eine große Entwicklungsmöglichkeit. Dagegen kann sich sehr wohl eine brandenburgische Provinzialkunst entwickeln, die wohl Anregungen aus Berlin auf­nehmen, aber auch mit Anlehnung an die landschaftliche Eigenart selbständig verarbeiten kann. Am wenigsten wird bodenständiger Einfluß in der Malerei zur Geltung kommen, da sie weder wie die Bildnerei Gelegenheit zu städtebaulichen Aufgaben hat, noch auch sonst von örtlichen Verhältnissen abhängig ist. Sie kann wohl unter dem Einflüsse starker künstlerischer Persönlichkeiten zeitweilig Einfluß auf einzelne Kreise gewinnen, aber sie entschwindet mit ihren Werken zu schnell der Öffentlichkeit, um dauernd zu be­stehen. Auch wird ihre Wirkung eingeengt durch die Schwarzkunst, die in einem immer stärkeren Maße alle persönlichen Kunstströmungen weiterträgt und vermischt.