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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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Modellierung vollenden. Im 16. Jahrhundert war die Sitte, zum Andenken persönlicher Art kleine Glasgemälde für die Kirchen zu stiften, so allgemein, daß wir noch heute viele Erzeugnisse, die freilich selten über 20 cm hinausgehen, in unseren Kirchen finden (Helle).

Die Kunst unter den Hohenzollern.

Das Ausleben der Gotik.

(Von Burggraf Friedrich VI. bis zum Tode Joachims 1439) I.

Das Auflösen der Landeshoheit im sch Jahrhundert hatte die unter den Askaniern so kräftig einsetzenden fürstlichen Kunstbestrebungen auf recht bescheidene Leistungen kleiner Dynasten eingeschränkt. Das belebende Beispiel großer Machthaber, die persönlich Künstler und Gewerbetreibende aus ganz Deutschland herbeizogen, fehlte; die hohe Geistlichkeit, die in den Bischofsstädten es den prunkliebenden Markgrafen und den reichen Stadtpatriziern nachzumachen verstanden, hatte andere Sorgen, als neue Kathedralen und stattliche Paläste aufzuführen. Nur in Wittstock erstand eine hervorragende, 1305 bis 1309 gebaute Burg, in der noch Ende des Jahrhunderts die Bischöfe eine prächtige Kapelle hinzufügten; was aber im 15. und 16. Jahrhundert erbaut wurde das Fürstenhaus und die Abtei in Zinna, das sogenannte Königshaus in Lehnin das stand schon im Banne städtischer Baupflege. Nur in den reichen Sakramentshäuschen, die unter dem Einflüsse eines wirtschaftlich behäbigen Episkopats im 15. Jahrhundert nach dem Beispiel von Brandenburg in Jüterbog, Fürstenwalde, Frankfurt a. O. ent­standen, wallte noch einmal die kirchliche Überlieferung ungeschwächt auf; aber diese lebensvolle steinerne Gotik ist, wie das von Meister Michel 1507 in Jüterbog aufgestellte Sakramentshäuschen von auswärtigen Künstlern geschaffen und wahrscheinlich auch fertig in das Land gebracht.

Die kleinen Dynastenhäuser hatten wohl die Mittel, nicht aber den Ehrgeiz, künstlerisch führend zu werden. Zwar zeigt das alte, im Anfänge des 13. Jahr­hunderts erbaute und im 15. und 16. Jahrhundert von den Bibersteinern fortgesetzte Schloß Sorau, daß diese Dynasten die markgräflichen Überlieferungen weiter zu pflegen suchten; indessen beweist gerade dieser Bau, daß eine provinzielle Kunst, abseits vom Wege der großen Entwicklung, zur Erstarrung führen mußte. Die Absicht, aus vier aneinandergebauten Flügeln einen inneren Schloßhof mit Anlehnung an süddeutsche Vor­bilder in der Mark künstlerisch zur Geltung zu bringen, mißlang, weil der Schwerpunkt dieser Bauart, der innere, von mehrstöckigen Arkaden umzogene Hof, an dem kleinen Maßstabe scheiterte. Auf diese Weise sind die schweren Arkaden nicht der Schmuck eines offenen Hofes geworden, sondern sie verstärken nur den Eindruck des engen Lichtschachtes, indem sie die Hellen Wände in dunkle Schallen auflösten. Für die Entwicklung dynastischer Kunst ist dieses älteste erhaltene Schloß ohne Folgen geblieben. Erst mit dem sieghaften Vordringen der Renaissance gewann diese örtliche Dynastenkunst später eine größere Be­deutung, aber mit starker Anlehnung an sächsische und kurfürstlich brandenburgische, vorwiegend von Berlin aus beeinflußte Vorbilder.

Brandenburgische Länderkunde. Bd. IV. 4