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meinen nicht günstig war. Woran lag das, wenn sie doch zu gleicher Zeit in Westen und Süden Deutschlands außerordentlich blühte? Die Ursachen sind wohl darin zu suchen, daß man in der Gestaltung der Kirchen des 13. und 14. Jahrhunderts die kultische Bedeutung der Plastik nicht erkannt hatte, sondern die Walerei bevorzugte. Besaßen doch, nach den erhaltenen Denkmälern zu urteilen, selbst die bescheidensten Dorfkirchen farbige Schilderungen aus der Bibel an ihren Wänden! Zunächst pflegten wohl die Klöster (Lehnin, Chorin, Berlin) diesen Kunstzweig, der aber bald in die städtischen Pfarrkirchen drang (Dom zu Brandenburg, St. Nikolai zu Jüterbog, Pfarrkirchen zu Eberswalde, Wilsnack, Perleberg, Königsberg u. a.) und schließlich auch die Dorfkirchen in seinen Bereich zog (Riedebeck, Tempelhof, Mahlow,
Niederwerbig, Preußnitz, Dahlem).
In der Dahlemer Kirche sind besonders wertvolle, aus dem 14 . Jahrhundert stammende Temperamalereien entdeckt worden.1) hier überwiegt die Richtung auf das Natürliche, Ungezwungene und Genrehafte, im Gegensätze zu den kirchlichen Kloster- und Kathedral- gemälden, bei denen die rhythmische Komposition und die Abhängigkeit der Darstellung von der Architektur das Weiterleben klerikaler Kunstauffassung bezeugen.
Obwohl die umfangreicheren Glasgemälde aus älterer Zeit nur unter dem Schutze der Bischöfe entstanden sein können — so in Brandenburg (Dominikanerkirche, St. Jakobi, Dom), in Havelberg (Abb. 5,0),
Zinna und Jüterbog —, so ist diese
Kunst doch schon sehr früh auf das Land gedrungen. Besitzt doch eine kleine Dorfkirche der Prignitz (Kuhsdorf) einen der ältesten Reste märkischer Glasgemälde überhaupt, dem Ende des 13. Jahrhunderts zuzuweisenden romanischen Bildfenster des Konrad von Quitzow und seiner Gattin Margarethe. Es ist noch in der alten Technik angefertigt, in der die farbigen Glasstücke und ihre Bleifassung die Zeichnung ergaben und einige Schwarzlotlinien die
Abb. d. Taufe in St. Katharinen in Brandenburg a. H.
Nach Aufnahme von Hof- photograph J. A. Schwartz. Berlin NW. 87.
Abb. 50. Glasfenster im Havelberger Dom.
Nach Aufnahme von Hofphotograph J. Alb. Schwartz. Berlin 87 -
*) Georg Voß, Die Wandgemälde der Kirche zu Dahlem bei Berlin. Jahrbuch der Kgl. preuß. Kunstsammlungen. Berlin Heft 4. — Bluth, Monatshefte der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg III, 1894/95, S. 2 8t .