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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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Magdeburg. Das beweist eine Urkunde vom 9. Juli 965 betr. die dortigenJudei vel ceteri ibi manentes negotiatores. Magdeburg war damals der Haupthandelsplatz für den Westen der Mark, besonders für Berlin und Kölln.

Vor dem ersten Kreuzzug erfreuten sich die Juden auch im übrigen Deutschland einer humanen Behandlung. König Heinrich IV. billigte ihnen dieselben Rechte wie seinen christlichen Untertanen zu; er befahl:Wenn ein Christ mit einem Juden einen Streit hat, so mag jeder nach seinem Ge­setz zu Recht stehen und den Beweis führen. Niemand soll den Juden zu einem Gottesurteil zwingen, zu heißem Eisen, heißem oder kaltem Wasser, oder ihn mit Geißeln peitschen oder in einen Kerker werfen, sondern der Jude schwöre nach seinem Gesetz; kurz: der Jude ist juristisch hinlänglich glaubwürdig, wenn er in jüdisch-religionsgesetzlicher Form einen Eid ablegt.

Wie die Auffindung fremdländischer Münzen beweist, durchzogen Geschäftsleute aus dem Morgenlande sowie Russen und Chazaren ein im 8. Jahrhundert zum Juden­tum übergetretener russischer Volksstamm die Mark Brandenburg. Daß sich die Juden hier seßhaft machten, ist freilich nicht nachweisbar. Ebensowenig besitzen wir Ur­kunden über die Ansiedlung von Juden in den von den Slawen verlassenen Gebieten der Mark nach dem Siege des askanischen Grafen Otto von Ballenstedt über die Wilzen und nach dem Regierungsantritt seines Sohnes brecht der Bär. Bestenfalls werden Juden vielleicht im stärkerem Ausmaße als bisher die neueroberten Lande als Geschäftsleute durchzogen haben. Verlockend genug mag für die im Westen des Reiches ansässigen Juden die Aus­sicht gewesen sein, in einem abseits der großen Heerstraße nach dem Süden gelegenen Lande, wie die Mark, gegen Ver­folgung sicher zu sein, wie sie die verschiedenen Kreuzzüge mit sich brachten. Hatte es sich doch gezeigt, daß die