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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
15
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schändung sind Juden im 13. Jahrhundert urkundlich in Strausberg, Stendal, auch schon in Berlin nachweisbar; in Berlin-Kölln 1295.

Die erste Erwähnung der Juden in Berlin geschieht in einer unter dem Markgrafen Otto IV. mit dem Pfeil aus­gestellten Urkunde. Sie wohnten hauptsächlich imJüden- hof (Klosterstr.). Er umfaßte die Synagoge und neunBuden, für deren jede die Stadt 15 Schilling Jahresmiete nahm; zwei kleine Häuser dahinter brachten 8 Schilling (d. h. zwölf Taler). Außerdem mußte jeder jüdische Mieter noch fünf Schilling Bürgersteuer entrichten.

Während draußen im Reich das Aussterben der Hohen­staufenkaiser alle Bande von Zucht und Ordnung gelockert hatte (Interregnum!), vollzog sich in der Mark ein gewal­tiger, leider wie der von der Kirche genährte Aberglauben beweist oft gehemmter kultureller Aufstieg. Die klugen Askanier zwangen ihre Brandenburger unter das eherne Joch von Recht und Gesetz, in einen Zustand friedlicher Ent­wicklung, der auch den Juden der Mark zugute kam. So er­ließen die Markgrafen Otto und Konrad eineJuden­ordnung. Dem Magistrat der Stadt Stendal wurde darin die Vollmacht erteilt, die Gleichstellung der Juden mit den übrigen Bürgern zu verbriefen. Die Markgrafen kamen durch diese Toleranz wahrlich nicht zu kurz. Da sie häufig Kriege führten und ihre Hofhaltung große Geldsummen verschlang, mußten sie dem Lande häufigBeden (petitio,Bitten), d. h. außerordentliche Abgaben auferlegen. Mit der Zeit durften sie solche Sonderbeden nur auf den Rat derAn­gesehensten und Mächtigsten ausschreiben. Da nun die markgräflichen Kassen sich nicht in dem erhofften Ausmaß füllten, verpfändeten und verkauften die Markgrafen das Bederecht an dieseAngesehensten und Mächtigsten, näm­lich an die Geistlichkeit, Ritter und Städte, die nun ihrer­seits die Einwohner nach Herzenslust besteuerten. DaiThier-