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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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Zweites Kapitel.

Schraube ohne Ende.

Für die gedeihliche Entwicklung der Mark und die bran- denburgischen Juden bedeutete der Tod des Markgrafen Waldemar einen schweren Schlag. Da er keinen Thron­erben hinterließ, stürzten sich seine Verwandten von nah und fern wie hungrige Raben auf die verwaisten Lande: Herzog Rudolf von Sachsen spielte sich als Pfleger der Witwe Waldemars, Markgräfin Agnes, auf. Ern paar Jahr lang führten beide die Regierung, bis sich Agnes mit dem braunschweigischen Herzoge Otto vermählte. Kurz danach starb er. Jetzt zog der Deutsche Kaiser Ludwig aus dem Hause der Wittelsbacher die Mark Brandenburg kurzerhand alsReichslehen ein und übergab sie seinem erst acht­jährigen Sohne, gleichfalls Ludwig geheißen (1323).

Die fünfzig Jahre bayrischer Herrschaft gereichten der Mark nicht zum Segen. Ludwig und seine Brüder, die ihm in der Regierung folgten Ludwig II. und Otto (der Faule) suchten sich möglichst hohe Einkünfte zu sichern. Sie verkauften deshalb viele ihrer landesherrlichen Güter, Steuern und andere Rechte an die Städte.

Den Städtern war eine solche Übertragung von Rechten willkommen, denn sie bedeutete fast ausnahmslos eine Auf­füllung des Stadtsäckels. Sie zogen hierbei in erster Linie die Juden zu Abgaben heran. Zuzug von Juden war ihnen daher nicht unerwünscht, konnten sie doch mit der Erteilung

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