Dieser weiß von nichts. Unter den Qualen der Folter sagt er aus:
„Ja, ich habe die Hostie gekauft.“
„Was machtest du damit?“
„Ich legte sie auf einen Tisch, hieb und stach hinein. Sie zersprang aber nicht. Da rief ich aus: 'Bist du der Christen Gott, so beweise es in dreitausend Teufels Namen!' Nun zersprang die Oblate in drei Teile.“
„Wo hast du sie gelassen?“
„Ich wickelte sie in Papier. Drei Wochen lang trug ich sie bei mir. Dann schickte ich einen Teil an Jakob in Brandenburg, einen andern an Markus in Stendal; das dritte Stück habe ich in reinen Weizenteig, in Mazzoth verbacken.“
„Was hast du da gesehen?“ fragt ein Pfarrer, der dem „peinlichen“ Verfahren beiwohnt.
Salomon: „Hellen Glanz im Backofen. Über dem Stückchen Hostie schwebte ein Kindlein, so klein wie ein Daumen — das Jesuskindlein.“
Ohne eine entsprechende kurfürstliche Verfügung abzuwarten, ziehen nunmehr städtische und geistliche Machthaber Juden ihres Machtbereichs zur Rechenschaft, voran der Brandenburger Bürgermeister Martin Bellin. Er läßt den von Salomon angeschuldigten Jakob peinlich verhören. In der Hoffnung, durch einen Appell an den Wunderglauben Freilassung zu erzielen, sagt Jakob aus: „Im Kerker ist mir die Jungfrau Maria mit acht anderen Heiligen in wunderbarer Schönheit erschienen.“ Der Bürgermeister geht aber nicht in die ihm gestellte Falle: „Jude, ich glaube dir kein Wort!“ Jakob aber tischt immer neue Märchen auf und zieht jeden Glaubensgenossen, der ihm gerade einfällt, ins Unglück hinein. Rabbiner Slomann
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