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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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ciert. Damit der Landesherr treue Dienste belohnen kann, verschafft ihm dieser Vertrauensmann Juwelen und andere Luxusartikel. Er liefert die Ausstattung der fürstlichen Bräute. Er besorgt aber auch den Heeresbedarf und das zur Ausprägung erforderliche Gold und Silber für die staatliche Münze.

Kaum je hat ein solcher Vertrauensposten dem Juden Glück gebracht. Neid und Bosheit hefteten sich an ihn. Unter seinen eigenen Glaubensgenossen suchten Übel­wollende seine Stellung durch Verleumdung und Verhöh­nung zu untergraben. Spottgedichte, die sie sogar den hohen Auftraggebern in die Hände spielten, beweisen diese Nieder­tracht. Oft genug wurde das Geschäftsgebaren dieser Hof­juden zum Gegenstand behördlicher Untersuchung ge­macht, immer ergab sich, daß sie ihren Herrn nach bestem Wissen und Gewissen dienten.

Michael stammte aus Derenburg am Harz. Seiner großen Gewandtheit wegen hatte ihn Herzog Erich von Braun- schweig-Kahlenberg, unter Ernennung zum Finanzrat, in seine Dienste genommen. In den vierziger Jahren über­siedelte er nach Berlin. Kurfürst Joachim II. konnte die Ab­gaben eines so reichen Juden sehr gut brauchen; belief sich doch fünf Jahre nach seiner Thronbesteigung seine Schul­denlast bereits auf 700 000 Reichsthaler, etwa eine Million Gulden! Als sich Michael im zweiten Jahre seines Auf­enthalts in der Mark mit einer Glaubensgenossin aus Schleu­singen vermählte (1544), bestätigte ihr der Kurfürst ein lebenslängliches Leibgedinge von 6000 rhein. Goldgulden, eine Vergünstigung, die Werner Heise für eine Jüdin in da­maliger Zeit alsungewöhnlich kennzeichnet. In der betr. Urkunde und auch in späteren Dokumenten nennt der Kur­fürst diesen seinen HofjudenDiener und Getreuer.

Michaels bevorzugte Stellung schützte ihn nicht vor einer Beschuldigung der Brunnenvergiftung! Die Stadt Frank-