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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
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furt meldete dem Landesherrn, Michael bzw. seine Gattin hätten eine Magd gedungen, um die städtischenBornin zu vergiften. Damit kam sie bei dem Kurfürsten schlecht an. Nicht ohne Verwunderung und Beschwer, antwortet Jo­achim, habe er den Bericht gelesen.Aus vielen Ursachen könne er der Anklage nicht Glauben schenken. Er ordnete aber die Verhaftung einiger Personen an, selbstverständlich nicht die seines Günstlings. Falls sich dessen Schuldlosigkeit herausstelle, werde er der Kurfürst gegen die An­stifter solchungemessener Bosheit vorgehen. Im übrigen ersuche er den Rat, ihn fürderhin mit derlei Verdächtigungen zu verschonen, zugleich aber auch während seines bevor­stehenden Fernseins von seinem Reiche, sich an seinem ge­treuen Michael und dessen Hause nicht zu vergreifen.

Die märkischen Juden scheinen an Michael einen Rück­halt gehabt zu haben. Unzweifelhaft ist seiner Fürsprache manche Aufnahme fremder Juden zu danken. Um so härter traf die Judenheit in den brandenburgischen Landen sein früher, tragischer Tod.

Vielleicht hat die Aufregung über ein abenteuerliches Erlebnis Michaels Tod veranlaßt, zum Mindesten beschleu­nigt. Eine berittene, vierzehnköpfige Räuberbande hatte ihm am 23. April 1549 auf der Landstraße unweit Frankfurt auf­gelauert, als er eine größere, für den Kurfürsten bestimmte Geldsumme nach Berlin überführte. Der Überfall war ein Racheakt. Ein paar Magdeburger Bürger behaupteten, durch die Märkischen wäre ihnenSchande geschehen. Nun wollten sie an dem kurfürstlichen Günstling ihr Mütchen kühlen. Sie setzten sich mit einem Bandenführer, mit Na­men Wenzel Beuden, in Verbindung. Kraft eines zwi­schen ihm und den Magdeburgern geschlossenen Ver­trages sollte den Räubern der fünfte Teil, ihren Magde­burger Auftraggebern aber der Rest der dem Juden Mi­chael abzunehmendenSchatzung zufallen; doch sollte ihn

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