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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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blicklicher Zahlungsunfähigkeit ins Gefängnis (dengrünen Hut) werfen läßt. EineDie gantze Judenschaft Inn der gantzen Mark zu Brandenburgk unterzeichnete Eingabe enthält nicht weniger als siebzehn Beschwerdepunkte gegen Lippold und gipfelt in der Feststellung, dieser Oberste sei den Juden wie auch den Interessen der Staatlichen Münze mehr schedlich dann furderlich. Die Juden weisen darauf hin, daß die Judenschaften in Prag, Posen, Krakauvnd vberall den jetzigen Obersten der märkischen Juden in Bann getan haben, und daß sie, die Märker, Angst haben, mit diesen ausländischen Glaubensgenossen Handel zu treiben, damit der Bannfluch sie nicht treffe. Da jeder ein­gewanderte Judesein Pasborth (seinen Paß) vorzulegen hat, so wird der Landesherr gebeten, dem Lippold auch den seinigen abzufordem: so wird sich zeigen,was vor ein Jude ehr sey. Die Steuern, die Lippold ihnenzur Ungebühr abgeschatzt und eingenommen, solle er dem Kurfürsten per­sönlich zustellen. Ein Einwanderer (Lazarus) habe sich zur Zahlung eines Schutzgeldes von 110 Talern erboten; da ihn aber Lippoldnoch höher beschatzen wollte, so hat La­zarus zum Schaden der kurfürstlichen PrivatschatulleWid­der davon ziehen müssen.

Das Beschwerdeschreiben der märkischen Judenheit gipfelt in der Erklärung: ein Oberster wie Lippold,der das böse wissentlichen hilfft vnderdrücken vnd befurdern, ist nicht tragbar.

Kurfürst Joachim II. betraute den Lippold mit der Ver­wahrung seiner Kleinodien. Lippold zahlte die Gehälter für den Hofstaat aus. Er wußte um das Verhältnis seines Herrn mit derschönen Gießerin Anna Sydow und buchte seine ansehnlichen Geldgeschenke für die Geliebte und ihre dem Kurfürsten geborene Tochter Magdalena. Kurz, Lippold war wie gesagt unentbehrlich.

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