Um die Jahreswende 1570/71 fuhr der Kurfürst mit seinem Gefolge nach Köpenick hinaus zur Jagd. Angeregt unterhält sich die Gesellschaft, der sich auch Lippold hatte anschließen dürfen, beim Abendessen über Luthers Erklärungen zu den Evangelien. Bis tief in die Nacht hinein. Plötzlich befällt den Kurfürsten ein Unwohlsein. Unglücklicherweise ist der Leibarzt Dr. Luther, des Reformators Sohn, in Urlaub. Lippold, der wohl einige medizinische Kenntnisse besaß, erkennt den Ernst der Erkrankung und reicht seinem gütigen Herrn — seinem einzigen Freunde — zur Erwärmung ein Glas spanischen Malvasierweines. Erfolglos. Auch die aus Köpenick schnell herbeigerufenen Ärzte vermögen das fliehende Leben nicht aufzuhalten. In den ersten Morgenstunden des 3. Januar haucht Joachim II. seine Seele aus. Auf die Trauerkunde eilt der neue Kurfürst Johann Georg sogleich nach Köpenick. Vorher hat er Befehl gegeben, sämtliche Tore der beiden Städte zu schließen.
Verärgert über die Verschwendungssucht seines Vaters, will er über die Personen seiner Umgebung strenges Gericht halten. Von jeher war ihm Lippold ein Dom im Auge. Als die Hofgesellschaft in Berlin eintraf, fanden die Herren ihre Häuser bereits von Wachen umstellt, ihre Zimmer und Papiere versiegelt. Während in Köpenick der Leichnam des Kurfürsten obduziert (Todesursache: Stickfluß) und einbalsamiert wurde, kam es in Berlin, wo man Lippold der Schuld an Joachims Tode verdächtigte, zu wüsten Ausschreitungen gegen die Juden. Die Synagoge in der Klosterstraße wurde zerstört, die Häuser und Wohnungen der Juden geplündert, „und hat sich kein Jude auf der Gasse finden dürfen, bis sie entlieh aus Gnade der hohen Obrigkeit widder ein wenig lufft bekommen.“
Das war ein geschäftig Treiben in den von Juden bewohnten Straßen! Aus jedem Hause schleppten Hoch und
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