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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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Ich hatte für eine dem Kurfürsten entwendete Kette Strafe zu gewärtigen.

In Wahrheit hatte ihm Joachim die Kette zwecks Aus­prägung zu Dukaten (Portugalesen) übergeben und am Abend vor seinem Tode in Köpenick jedem seiner Gäste eins der neuen Goldstücke zum Andenken überreicht.

Trotz seinerGeständnisse wird Lippoldmit mäßiger Schärfe gefoltert. Aber er bleibt bei seinen Aussagen. Auch als ihm tags darauf das Protokoll nochmals vorgelesen wird, bestätigt er es Punkt für Punkt, ergibt sich in sein Schicksal und erklärt:Ich will als frommer Jude in meinem Glauben sterben!

Sollte ihm etwa inzwischen die auf das Seelenheil auch der ärgsten Verbrecher bedachte Kirche durch Übertritt zum Christentum eine wesentliche Milderung des Strafvollzugs in Aussicht gestellt haben? Stolz wies er ein derartiges Ansinnen zurück: sein ohnehin verwirktes Leben mit einer Lüge auf den Lippen abzuschließen, lohnt sich für ihn nicht. Schon durch diese Festigkeit hat er die Fehler seines Lebens vollauf gesühnt (Ackermann, S. 66).

Dem Vollzug der Hinrichtung stand nichts mehr im Wege. Nach mittelalterlicher Rechtsgepflogenheit mußte der DeÜnquent vor der Hinrichtung nochmals ein Geständ­nis ablegen.

Was tat nun Lippold? Er widerrief alle seine Aussagen!

Folge: Abführung aufs Rathaus, dort so scharfe Folterung mitspanischem Kragen, daß ihm das Blut aus dem Halse rann. Als er nun alle die Ausgeburten seiner geängstigten Phantasie für wahr erklärte, schritten seine Henker sofort zur Hinrichtung (28. Januar 1573).

Seine Überführung zum Richtplatz erfolgte in der näm­lichen grauenhaften Art und Weise wie einstmals die des Hostienschänders Paul Fromm. Auf dem Neuen Markte wurde Lippold gerädert und gevierteilt, dasZauberbuch

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