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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
85
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zusammen mit seinen Eingeweiden verbrannt. Während der Henker das Gerüst in Brand steckte, kam eine Maus dar­unter hervorgekrochen und lief gerade ins Feuer hinein. Alle die Zuschauer, die sich zu Lippolds Hinrichtung eingefunden hatten, erkannten das Tierchen sofort als den Zauberteufel, von dem der verhaßte Hexenmeister besessen war!

Nach der schauerlichen Tötung dieses armen Opfers einer Zeit,wo die Vernunft unter der schweren Bürde des Aberglaubens und der Sittenlosigkeit gefangen lag (B. König), spießte der Henkersknecht den Kopf auf einer Eisenstange am Georgentore auf. Die Überreste des Kör­pers wurden auf vier besonderen Galgen an den Land­straßen aufgehängt.

Der letzte Akt einer Justiztragödie hatte sich abgerollt. Für sie gibt es keine Entschuldigung. Sie kann nur aus dem Geist der Zeit heraus verstanden werden. Trotz der auch in Brandenburg siegreich durchgeführten Reformation er­götzte sich die unwissend und brutal gebliebene Bevölkerung an Absonderlichkeiten, wie Naturkatastrophen, Mißge­burten, an Abenteuern und Überfällen, öffentliche Hin­richtungen gestalteten sich zu Volksfesten. Die Sucht, mühelos reich zu werden und dann zu schlemmen und zu prassen, erzeugte den Glauben an übernatürliche Kräfte und an Menschen, denen sie angeblich eigen waren, ein Spuk, dem namentlich das 1476 erschieneneVolksbuch vom Doktor Faustus einen gewaltigen Impuls verlieh.

Woher sollte eine sittliche Einwirkung kommen?

Aberglauben und Roheit regierten die Stunde. Die Ge­walttaten des Raubrittertums wirkten noch nach.

So mußte dieser hochgestellte Jude fallen.

In seinen Sturz zog er die gesamte Judenschaft der Mark hinein. Wenige Stunden nach seines Vaters Hinscheiden ließ der neue Landesherr, Johann Georg, sämtliche Juden der Stadt Frankfurt ins Gefängnis werfen. Angesichts