wohnten, beschwerten sich die Stände: die starke Anziehungskraft Haiberstadts auf die Juden beruhe auf dem Vorhandensein einer Synagoge, während keine andere Stadt eine solche erlaube. Antwort der Behörde: die Juden dürfen auch in Halberstadt keine Synagoge halten. Sogleich ließ die Stadt den Tempel niederreißen. Das lag freilich nicht in den Wünschen des Kurfürsten. Darum ließ er den Juden sogleich den Bauplatz zu einer neuen Synagoge zuweisen, zu einem Schulhaus „mit einem Gemach zum Gebet“. Jüdischen Studenten räumte er das Recht ein, an der Landesuniversität Frankfurt a. d. O. zu studieren. Die Familie Elias Gumperz aus Emmerich, wo sie „seit undenklichen Zeiten“ gewohnt hat, erhielt ein General-Schutzpatent zwecks Niederlassung und Grundstückserwerbs in dieser Stadt, in Wesel, Duisburg „oder wie es ihnen am besten und dienlichsten zu seyn bedünken würde“.
Da der Dreißigjährige Krieg das Machtgebiet der Hohen- zollern stellenweise stark entvölkert hatte, waren dem Großen Kurfürsten zu dessen Auffüllung auch Juden willkommen. Daher stellte er ihnen — namentlich für die neuerworbenen Gebiete — Schutzbriefe in großer Zahl aus. Ohne jede drückende Klausel, aber unter Strafandrohung, falls der Zinsfuß von 3 Hellern vom Taler pro Woche überschritten werde. Pfänder dürfen nach einem Jahr und sechs Wochen Frist verkauft werden, falls sie niemand bis dahin als sein Eigentum reklamierte.
Infolge judenfeindlicher Unruhen in Polen flohen viele Juden in die Mark, einige von ihnen nach Züllichau und Landsberg a. W. Unerwünschter Zuzug. Die Landsberger Fleischhauer-, Kürschner- und Weißgerberzünfte baten im April 1659 die Regierung, den Juden den Handel mit Vieh und Fellen zu verbieten. Auch vor der Einwanderung „durch die vorseyende polnische Kriegsunruhe“ bestand in Lands-
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