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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
96
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berg eine Gemeinde; denn ihr Vorstand schreibt 1692 an die Stadt, sie habe schonüber dreyßig Jahr fast kontinuier­lich einen Rabbi gehabt.

Obwohl Berlin unter den Nachwehen des Krieges be­sonders schwer litt, hielt Friedrich Wilhelm von der Resi­denzstadt neuen Zuzug fern. Die Marken waren offiziell ohne Juden, und doch belieferte der Hofjude Israel Aaron den kurfürstlichen Hof und schaffte den Schieß­bedarf für die Armee heran.

Im Interesse der Staatskasse wachte der Große Kurfürst eifrig über dem Eingang der Schutzgelder.Zollbediente und Landreuter (Zollbeamte und Gendarmen) durften jü­dische Geschäftsleute nur dann ungehindert passieren lassen, wenn diese ihren Geleitsbrief oder eine besondere Ermächti­gung vorweisen konnten. Wiederholt wurde den Juden der Hausierhandel verboten. Nicht aus Voreingenommenheit; denn der Große Kurfürst, der in Holland, dem Lande der Toleranz, gelebt und hier die vornehmen, fleißigen Juden spanischer Abkunft gesehen hatte, war seinem Zeitalter an staatsmännischer Weisheit, Regierungskunst und religiöser Duldung weit voraus.

Mit seinem Namen ist die Befreiung der brandenbur- gisch-preußischen Juden aus der Enge mittelalterlicher Rechtlosigkeit untrennbar verknüpft..