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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
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legen; die Ratgeber des Großen Kurfürsten legten den Österreichern so nannte man sie eine Berufsum­schichtung zugunsten der Landwirtschaft nahe. Vermutlich wollte die Regierung ihnen Gelände zur Urbarmachung und zur Kolonisierung übergeben. Aber dieses Anerbieten lehnten die Fremden mit der Erklärung ab, sie verständen sich besser auf den Handel. Das sahen die Geheimen Räte auch ein. Mit dem von der Regierung geforderten Schutz- gelde von acht Talern pro Jahr und Familie erklärten sich die Juden einverstanden, ebenso mit der Entrichtung eines Goldguldens im Falle einer Eheschließung. Vom Leibzoll, wie ihn durchreisende Juden bezahlten, blieben die Öster­reicher befreit. Ihre Bitte, Häuser kaufen oder Wohnungen mieten zu dürfen, wurde erfüllt. Ebenso wurde ihnen der Wegzug gegen Entrichtung eines zweijährigen Schutzgeldes erlaubt.

Aus der Unterredung mit den Wiener Juden gewann die Regierung die Überzeugung, daß die Aufnahme der Juden im Interesse des brandenburgischen Staates liege. Mochten die Stände, Innungen und Zünfte als Anhänger des noch halb naturalwirtschaftlichen Systems der Überführung in eine merkantilistische Wirtschaftsordnung verständnislos gegenüberstehen der Kurfürst traute sich die Kraft zu, mit ihnen fertig zu werden und sie mit der von ihm be­günstigten Geld- und Kreditwirtschaft auszusöhnen.

Die holländischen Juden hatte er als streng rechtliche, zuverlässige, nüchterne Geschäftsleute rühmen hören. Mit Aaron hatte er gute Erfahrungen gemacht warum sollte ers nicht mit den Österreichern versuchen?

Am 21. Mai 1671 erließ Friedrich Wilhelm ein Edikt, mittels dessen er zunächst auf zwanzig Jahre fünfzig österreichischen FamUien Ansiedlung, Wohnrecht und freien