Druckschrift 
Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
127
Einzelbild herunterladen

weisen, so wollest Du auch ferner Deine Gnade über uns ergehen lassen, und ihr und ihrer Ratgeber Herz regieren, daß sie mit uns künftig in Güte und Gnaden verfahren zu ewigen Zeiten.

Hiermit wollen wir unser Gebet zu dem allmächtigen Gott beschließen, daß aller Segen, so in der heiligen Thora stehet, solle auf ihren Häuptern ruhen, und ihre Stammwurzel soll ewig währen. Das sey Dein gnädiger Wille! Darauf sagen wir alle: Amen.

Das Gebet wurde in einemkupfernen Kästgen ver­wahret und in den Grundstein eingefügt.

Da sich die Störenfriede in der Gemeinde nicht be­ruhigen und namentlich Frau Liebmann auf ihrem ver­brieften Rechte besteht, wird der Synagogenbau ernstlich in Frage gestellt, zunächst bis zur Regelung der Kostenfrage unterbrochen.

Der König ist über diese Undankbarkeit gegenüber dem von ihm erteilten Privilegium des Tempelbaues sehr er­grimmt. Er hat geglaubt,daß umb die Juden zur Beobach­tung guter Ordnung zu vermögen, kein besser wo nicht das einzige Mittel dieses sey, daß ihnen nur eine alleinige allgemeine Schule verstattet werde. Deshalb hat er ge­wünscht, daß die Privatsynagoge der Frau Liebmann der ganzen Gemeinde gewidmet werde. Die Partei Magnus ist aber hieraufaus vorgefaßtem Widerwillen, Mißtrauen und Verbitterung nicht eingegangen. Demnach besteht wie der König an die Kommission schreibt keine Hoffnung, unter diesen wider einander tobenden Leuthen ein gutes Vernehmen aufzurichten und sie zu einer Schule zu ver­sammeln. Friedrich I. ordnet deshalb an, die Kommission solle die jüdischen Familienoberhäupter vorladen und eine Erklärung abfordem,zu welcher Schule eigentlich sich ein jeder beständig halten wolle. Es dürfe aber keinem Juden freigestellt werden,die einmal erwehlte Schule leichtsinniger Weise und aus Trotz zu verlassen. Jede der beiden Syna-