heben und den neuen Tempel zur einzigen Berliner Stätte des jüdischen Gebets zu erklären; sie würde den bisherigen Besitzern von Betsälen eine Abfindung, dem Könige aber „noch überdem“ 3000 Taler erlegen. Der Monarch war zufrieden. Als ihm die betr. Kabinettsorder zur Unterschrift vorgelegt wurde, strich er den Text durch und dekretierte:
„haben noch nicht 3000 Taler gezahlt, wenn sie Sonntag nicht das Geldt an 2/3 Stücken an mir selber bringen, sol Liebmannin die schuhl haben. F. W.“
Die Drohung wirkte.
Da der Tempel nicht höher sein sollte, als ein einstöckiges Bürgerhaus und andererseits die Anbringung einer Empore für die Frauen erforderlich war, half sich die Gemeinde, indem sie das Gotteshaus unter das Niveau der Straße legte. Daher betritt man es nicht auf Stufen, die hinaufführen, sondern man steigt in den heiligen Raum hinab. Eine derartige Anlage sollte zugleich das Psalmwort (Ps. 130, 1) illustrieren: „Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu Dir!"
Am Sabbat vor dem jüdischen Neujahrsfeste 1714 wurde der neue Tempel feierlich eingeweiht; er bildete nicht nur den Stolz der Gemeinde, die Zeitgenossen stellten ihn an Schönheit sogar der großen portugiesischen Synagoge in Amsterdam zur Seite! Jeder gebildete Fremde sah sich dies Gotteshaus an; in einem sehr guten Kupferstich wurde das Innere der Synagoge abgebildet.
Der Judenälteste Hirschel Benjamin Fränkel hielt die Weiherede. Vor Sabbatanfang hatte im neuen Tempel die Trauung der Tochter des Hof-Gold- und Silberstickers Salomon Isaak stattgefunden. Zu dieser Feier war die Königin Sophie Dorothea mit ihrem Hofstaat in Begleitung von Ministern und anderen Würdenträgern erschienen; in zwanzig Kutschen waren die Herrschaften bei der Synagoge vorgefahren.