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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
130
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Auch König Friedrich Wilhelm I. beehrte einmal (1718) den neuen Tempel gelegentlich eines Sabbatgottesdienstes mit seinem Besuch. Als Spende brachte er eine kostbare Gobelindecke aus dem Jahre 1590, also noch aus der Zeit des Kurfürsten Johann Georg, mit, die in lateinischer Sprache die InschriftTimor Domini initium sapientiae, zugleich mit der deutschen Übersetzung:Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang trug. Da dies Kunstwerk als Vorhang für die Heilige Lade verwendet werden sollte, ließ die Gemeinde in hebräischer Sprache den Segenswunsch Es lebe unser Herr, der König Friedrich Wilhelm in gol­denen Buchstaben daraufsticken.

Unbekümmert um die Quertreibereien der Gegenpartei hatten einsichtsvolle Männer den Bau des Heiligtums er­zwungen.

Die Gemüter beruhigten sich unter dem äußeren Druck der Gesetze. Nur wenige Berufe waren erlaubt. Dennoch finden wir in der Gemeinde außer den Juwelieren und Gra­veuren auch schon einen Arzt (den die Christen nur mit be­hördlicher Genehmigung konsultieren durften), einen Zahn­arzt, einen Schneider, einen Barbier, einen Kammerjäger, einen Federstäuber,der die Daunen von denen Federn durch eine sonderbare Wissenschaft separieren, alte Betten, Tapeten wie neu machen will, einen Bierbrauer (Weißbier!) und Branntweinbrenner, der nebenbei schriftstellerte, und mehrere Buchdrucker und Musikanten. Als L e v i Wulff 1697 sein Schutzpatent erhielt, ward ihm darin verbürgt, er dürftedes Freytags denen Juden in der Synagoge musi­zieren". Die Gemeinde aber winkte ab,daß sie dergleichen Musique in Ihrer Synagoguen nicht gebrauche. Frommer und inniger Gesang eines Kantors war ihrMusique genug. Kunst in den Dienst Gottes zu stellen, war in Israel seit der Zerstörung des Zweiten Tempels nicht mehr üblich.