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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
136
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Dieser bestätigte nicht nur die Angaben seines neuen Glau­bensgenossen, sondern behauptete zugleich, die Juden be­dienen sich in ihrem Olenu-Gebetlästerlicher und schän­dender Ausdrücke wider Jesum, dessen Lehre und deren Bekenner.

Die Lästerung meldet Wenzel dem Könige lautet: Wir knien nieder und bücken uns, aber nicht vor dem gehenkten Jesu, wobei sie bei Nennung des Nazareners wie vor einem Greuel ausspucken und etwas zur Seite springen. Es stehet zwar diese Lästerung in keinem Gebetbuche der Juden ausgedruckt; allein es ist Raum gelassen, als ein N B, und wird sofort den zarten Kindern eingebläuet und von ihnen auswendig gelernt.

Auf königlichen Befehl vom 13. Sept. 1702 leitete der neumärkische Protonotarius Magirus eine förmliche In­quisition ein. Zwanzig Juden (Schulmeister und Vorsteher) mußten sich am 18. Dezember in seiner KüstrinerCantze- leyunausbleiblich gestellen. Aus der Kurmark, nament­lich aus Berlin, wurde kein einziger Jude vorgeladen.

Nach einer umständlichen Vereidigung mußte jeder gesondert die folgenden Fragen beantworten:

Ob sie Jesum in ihren Synagogen, wie auch morgens und abends in ihren Häusern, lästern? Das wurde entschieden be­stritten:Bewahre Gott, mein Lebtage ist das nicht ge­schehen.So alt ich bin, habe ich das noch nicht gehört. Ich tue es nicht, ich habs auch von andern nicht gehört usw.

Ob sie sonst nicht schimpflich von ihm reden? Verneint: Wie sollen wir daran gedenken, was uns nichts angeht. Ich wüßte keine Ursache dazu.

Ob sie beim Gebet Olenu dieinkriminierten Worte gebrauchen?Nein."Behüte Gott! Wir knieen vor dem lebendigen Gott und gedenken dabei keiner anderen Sache.