Dieser bestätigte nicht nur die Angaben seines neuen Glaubensgenossen, sondern behauptete zugleich, die Juden bedienen sich in ihrem Olenu-Gebet „lästerlicher und schändender Ausdrücke wider Jesum, dessen Lehre und deren Bekenner“.
Die Lästerung — meldet Wenzel dem Könige — lautet: „Wir knien nieder und bücken uns, aber nicht vor dem gehenkten Jesu“, wobei sie bei Nennung des Nazareners wie vor einem Greuel ausspucken und etwas zur Seite springen. „Es stehet zwar diese Lästerung in keinem Gebetbuche der Juden ausgedruckt; allein es ist Raum gelassen, als ein N B, und wird sofort den zarten Kindern eingebläuet und von ihnen auswendig gelernt.“
Auf königlichen Befehl vom 13. Sept. 1702 leitete der neumärkische Protonotarius Magirus eine förmliche Inquisition ein. Zwanzig Juden (Schulmeister und Vorsteher) mußten sich am 18. Dezember in seiner Küstriner „Cantze- ley“ „unausbleiblich gestellen“. Aus der Kurmark, namentlich aus Berlin, wurde kein einziger Jude vorgeladen.
Nach einer umständlichen Vereidigung mußte jeder — gesondert — die folgenden Fragen beantworten:
Ob sie Jesum in ihren Synagogen, wie auch morgens und abends in ihren Häusern, lästern? Das wurde entschieden bestritten: „Bewahre Gott, mein Lebtage ist das nicht geschehen.“ „So alt ich bin, habe ich das noch nicht gehört.“ „Ich tue es nicht, ich hab’s auch von andern nicht gehört“ usw.
Ob sie sonst nicht schimpflich von ihm reden? Verneint: „Wie sollen wir daran gedenken, was uns nichts angeht.“ „Ich wüßte keine Ursache dazu.“
Ob sie beim Gebet Olenu die „inkriminierten Worte“ gebrauchen? „Nein." „Behüte Gott! Wir knieen vor dem lebendigen Gott und gedenken dabei keiner anderen Sache.“