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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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berg ersteinige von der Bürgerschaft als Wache zuordnen mußte. Die Bücher wurden ihm verabfolgt und nach Berlin geschickt. Da abervon den berlinischen Geistlichen at­testieret, daß in denen abgenommenen Büchern keine Lä­sterungen enthalten wären, ließ die neumärkische Regie­rung sie von dem Küstriner Hofprediger Heinr. Aug. Steinberg nochmals untersuchen. Den Küstriner Herren kommt dieser Joseph Jacob verdächtig vor; die Juden be­haupten nämlich, er sei schon einmal getauft worden und wieder zum Judentum zurückgekehrt!

Ein solcher Fall hatte sich zwanzig Jahre zuvor (1686) in Frankfurt ereignet. Da begehrte ein Jude, mit Namen Mauritius Christianus, zum dritten Male die Taufe; er hatte bereits 1657 zu Dresden und 1679 zu Magde­burg dies Sakrament empfangen. Er wäre auch zum dritten Male getauft worden, hätte ihn nicht ein Student aus der Gegend von Magdeburg erkannt. Der Große Kurfürst ließ ihn eine Stunde lang öffentlich am Pranger stehen,hernach mit Ruten ausstreichen und auf ewig des Landes verweisen.

Steinberg und Inspektor Dr. Georg Hoffmann in Küstrin habenüber sechs Wochen lang früh und spät untersuchet , extrahieret und konferieret und wollen eine Reihe anstößiger Stellen in des Amsterdamer Gebetbuch- Ausgabe von 1689, in den TalmudtraktatenSanhedrin, Götzendienst und in denSlichoth gefunden haben. Daß sie die handschriftlichen Bemerkungen eines Unwissenden in den vom Buchdrucker gelassenen leeren Raum ernst nehmen und die AbbreviaturAkum (Awde Kochawim u. Ma- saloth, d. h.Stern- und Planetenanbeter, also Heiden) schlankweg alsChristen lesen, beweist die völlige Un­wissenheit der beiden Küstriner Theologen zur Genüge! Es erfolgte weder eine Beschlagnahme der jüdischen Bücher noch überhaupt eine Antwort auf die Friedeberger Denunziation. Allem Anschein nach fand man es zu ge-