Elftes Kapitel.
Eine harte Schule.
Dank der straffen Linienführung in der Innenpolitik des Großen Kurfürsten konnte auch der erste König in Preußen ohne Rücksichtnahme auf Stände und Städte nach eigenem pflichtmäßigem Ermessen gebieten. Diesen aufgeklärten Absolutismus erhob sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I. zur Regierungsmaxime.
In seiner Lebensführung war er das Gegenteil seines prachtliebenden Vaters. Friedrich Wilhelm I. war ein rechter Bürgerkönig. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war die Absetzung vieler Hofbeamten. Die jungen Adligen holte er von ihren Schlössern herunter und steckte sie ins Heer. Gesetzesübertretung ahndete er mit unbarmherziger Strenge. „Sol hängen“, dekretiert er oft bei einfachen Eigentumsvergehen. Auf Übertretungen der Vorschriften des Wechselrechts standen Schläge mit dem Staupbesen und Landesverweisung. Er war kein Judenfeind wie sein Ahnherr Johann Georg. Wie er in jedem wohlhabenden Bürger eine Quelle sah, die er zum Wohle der Staatskasse ausschöpfen konnte — „Der Kerl hat geldt, mus bauen!“ — so waren ihm auch die Juden zu diesem Zwecke gerade recht.
Zunächst lag ihm daran, die Uneinigkeit unter den Berliner Juden zu bannen. Gleich bei seinem Regierungsantritt untersagte er den Unruhestiftern in der Gemeinde, „so
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